Der Start ins Autojahr 2023 war verhalten. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt zeigte sich nach dem desaströsen Vorjahr ein kleiner Hoffnungsschimmer: Mit 490.593 Besitzumschreibungen lag der Januar vier Prozent über dem Vorjahresmonat und 15 Prozent über dem schwachen Dezember 2022.
Auf dem Neuwagenmarkt wurden im Januar nur 179.247 Neuzulassungen registriert. Das waren drei Prozent weniger als im Vorjahresmonat und 43 Prozent weniger als im Vormonat Dezember. Ende 2022 sorgten vor allem die Änderungen bei der Umweltprämie für einen Run auf die E-Autos. Damit ging der Dezember 2022 als stärkster Neuzulassungsmonat in die Geschichte der Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ein. Die Neuzulassungen speisen von jeher den Pkw-Bestand. Doch bis die Entwicklungen auf dem Neuwagenmarkt im Bestand Wirkung zeigen, ist aufgrund der Bestandsgröße von fast 49 Mio. Pkw Geduld gefragt. So registrierte das KBA zum Stichtag 01.10.2022 gerade einmal zwei Prozent Pkw mit reinem Elektromotor. Der Großteil wird immer noch von Benzinern (63 Prozent) und Dieseln (30 Prozent) bestimmt.
Der hohe automobile Bedarf spiegelt sich bei einem Blick auf die Wohnbevölkerung wider. Über 80 Prozent verfügten 2022 über mindestens einen Pkw im Haushalt. Diejenigen, die sich von einem Pkw trennten, hatten in der Regel bereits wieder einen Ersatzwagen beschafft. Lediglich ein kleiner einstelliger Prozentsatz gab an, sich vollständig vom eigenen Auto getrennt zu haben.
Die Situation beim Handel zeigt hohe bis steigende Standtage, und auch die Preise für dreijährige Gebrauchtwagen verbleiben auf Rekordniveau.
Neuwagenmarkt bricht ein, Besitzumschreibungen leicht positiv:
Nach nur 5,6 Mio. Besitzumschreibungen im Gesamtjahr 2022 startete der Gebrauchtwagenmarkt im Januar 2023 mit verhalten positiven Signalen: Das KBA zählte 490.593 Besitzumschreibungen, ein leichtes Plus gegenüber Januar 2022 und ein deutliches Plus gegenüber Dezember 2022. Der Neuwagenmarkt dagegen brach ein, da auch zahlreiche Vorzieh- und Mitnahmeeffekte im Dezember 2022 zu Jahresbeginn 2023 ein Nachfrageloch verursachten. 179.247 Neuzulassungen im Januar ist ein denkbar schlechtes Ergebnis, besonders dramatisch war der Einbruch gegenüber dem Vorjahresmonat bei Plug-In-Hybriden (PHEV -53 Prozent) und den rein batterieelektrischen Pkw (BEV -13 Prozent).
98 Prozent Verbrenner im Pkw-Bestand:
Zum Stichtag 1. Dezember 2022 zählte das KBA 48.733.413 Pkw im Pkw-Bestand. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 0,2 Prozent. Die aktuelle Zusammensetzung nach Antriebsarten zeigt, dass 98 Prozent aller Pkw mit einem Verbrennermotor fahren. Das KBA rechnet zu den sieben Prozent alternativen Antrieben auch die sogenannten Mildhybride (MHEV, knapp 1,4 Mio. Pkw), die strenggenommen den 30 Prozent Diesel- und 63 Prozent Benzin-Pkw zugerechnet werden müssten. Insgesamt 840.645 und damit 1,7 Prozent waren rein batterieelektrische Pkw (BEV). 745.003 Pkw oder 1,5 Prozent fahren mit einer Kombination aus Verbrenner und einem Elektromotor mit externer Lademöglichkeit (Plug-In-Hybrid, PHEV).
Hoher automobiler Bedarf in Wohnbevölkerung:
Eine Analyse der deutschsprachigen Wohnbevölkerung (18- bis 74-Jährige) ergab, dass 19 Prozent von ihnen gar keinen Pkw besitzen. Die restlichen 81 Prozent verfügen über mindestens einen Pkw im Haushalt, darunter sind 13 Prozent die sich 2022 von (mindestens) einem Pkw getrennt hatten. Diese Teilgruppe – und das ist auffällig – hat sich in hohem Maße (89 Prozent) wieder motorisiert oder zumindest einen Autokauf geplant. Acht Prozent besitzen noch einen weiteren Pkw, und nur drei Prozent haben sich vollständig vom eigenen Automobil getrennt. Dies zeigt, dass trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Menschen nur ein minimaler Teil ganz aufs Auto verzichten kann oder möchte.
Standtage zeigen aktuelle Marktlage:
Der Verlauf der Standzeiten beim Handel zeigt einerseits die hohe Nachfrage 2021, die zu deutlich sinkenden Standzeiten führte. Andererseits sorgte das dann knappe Angebot und die hohen Preise 2022 für eine Zurückhaltung bei den Kaufinteressenten. Hinzu kam: Der Handel hat seine Fahrzeuge kaum bis gar nicht abgepreist, sondern diese mit den hohen Angebotspreisen in seinem Bestand gehalten. Dadurch sind die Standzeiten deutlich angestiegen. Ein saisonübliches Bereinigen der Bestände zum Jahresende war durch das knappe Angebot kaum notwendig, und so verblieben Diesel-Gebrauchtwagen im Durchschnitt 89 Tage und Benzin-Gebrauchtwagen 86 Tage beim Handel, bevor sie verkauft wurden.
Wertentwicklung bei Verbrennern auf weiterhin hohem Niveau:
Die 2021er- und 2022er-Werte von dreijährigen Verbrenner-Gebrauchtwagen waren von Rekordsteigerungen gekennzeichnet. Nach einer Phase des Anstiegs 2021 etablierte sich 2022 eine Art Hochpreisplateau. Anders war die Situation bei gebrauchten rein batterieelektrischen Pkw. Deren Werte sanken 2021 deutlich. 2022 profitieren die BEV dann wiederum von dem insgesamt hohen Preisniveau und konnten besonders zum Ende des Jahres 2022 nochmals zulegen. In Summe wechselten 2022 knapp 69.600 BEV den Besitzer, bei 5,6 Mio. Besitzumschreibungen insgesamt.
Die ausführliche Darstellung der einzelnen Themen finden sich unter https://barometer.dat.de/.
(633-00/Daniel Rösch)