Der EID hat die Tankstellenbestandszahlen zum Jahresanfang 2025 veröffentlicht. Sie zeigen, dass sich die Anzahl der Straßentankstellen im zweiten Halbjahr 2024 so gut wie nicht mehr verändert hat, nachdem sie innerhalb des ersten Halbjahres 2024 um 65 Stationen auf noch 14.019 Stationen gesunken war. Zum 1.1.2025 zählt der EID noch 14.018 Straßentankstellen.
Das Netz in seiner Gesamtheit ist daher weiter zahlenmäßig stabil oder, wie es der EID ausdrückt: „Tankstellen sind kein Auslaufmodell.“ Sowohl bezüglich der Kraftstoffmengen wie auch der Margen war 2024 für die Gesellschaften ein gutes Jahr. Wie sich bereits in der ersten Jahreshälfte abzeichnete, liegen die vom Beratungsunternehmen Wood Mackenzie ermittelten Bruttomargen im Jahr 2024 gegenüber dem schon nicht schlechten Jahr 2023 um fünf Cent pro Liter höher, während die Kraftstoffabsätze über Tankstellen ungefähr auf dem Niveau von 2023 liegen dürften. Genaueres lässt sich derzeit noch nicht sagen, denn das für die amtlichen Mineralöldaten zu zuständige BAFA hat die offiziellen Zahlen des Jahres 2024 immer noch nicht veröffentlicht. Nach den bisher bekannten Zahlen kann man davon ausgehen, dass wie im Vorjahr leichte Zugewinne beim Absatz von Ottokraftstoffen die Absatzverluste beim Diesel kompensiert haben.
Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Es sind die stabilen Kraftstoffmengen und die vom EID als „opulent“ bezeichneten Margen, die nicht nur den Bestand des Netzes bei immer weiter steigenden Kosten sichern, sondern vor allem den Umbau der Stationen auf die sich abzeichnenden veränderten Rahmenbedingungen ermöglichen, sei es bei Shopumbauten bzw. -erweiterungen oder beim Aufbau der Schnellladeinfrastruktur. Ein interessantes Detail: Laut einer beim UNITI Mobility Payment Forum vorgestellten Branchenanalyse verfügt der Mittelstand inzwischen über besonders effiziente Tankstellen, d.h., mit deutlich höheren Durchschnittsabsätzen als bei den großen Ketten. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die beiden Marktführer Aral und Shell wegen ihrer Preiserhöhungsrunden in der Kritik der Öffentlichkeit stehen und von immer mehr Privatkunden wegen der Kraftstoffpreise gemieden werden, gleichzeitig aber damit allen Marktteilnehmern das Margenniveau sichern, mit dem sie ihr Netz halten und verbessern können. Wahrscheinlich wird diese Absatz- und Margensituation in den nächsten Jahren nicht so bleiben. Dass die großen Gesellschaften einen Rückgang beim Absatz fossiler Kraftstoffe erwarten, zeigt sich an vielen Stellen. Nicht ohne Grund haben Shell und BP sich entschieden, sich von Rohölverarbeitungskapazitäten zu trennen. Shell baut die Raffinerie Wesseling auf die Produktion von Grundölen um, wobei 7,5 Millionen Tonnen Verarbeitungskapazität wegfallen. BP will die Raffinerien in Gelsenkirchen mit einer Verarbeitungskapazität von etwa zwölf Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr ganz verkaufen. Von ihren Tankstellennetzen in Deutschland hingegen scheinen sich beide Gesellschaften noch nicht trennen zu wollen, anders als bisher Exxon, Total-Energies und demnächst Phillips 66. Letztere Gesellschaft versucht seit fast einem Jahr, ihre Jet-Tankstellen in Deutschland und Österreich zu verkaufen, ohne dass bisher ein möglicher Käufer bekannt geworden ist.
Zu den einzelnen Netzen:
– BP hat unter der Aral-Marke mit 2.252 Straßentankstellen weiterhin das größte Netz, netto 2 Stationen weniger als zu Jahresbeginn 2024. Das ultraschnelle Ladenetz von Aral Pulse ist inzwischen auf rund 3.300 Ladepunkte an mehr als 400 Standorten angewachsen, die nicht alle an Tankstellen sind, was sich besonders deutlich beim Bau des ersten reinen Ladeparks in Mönchengladbach zeigt. Für den weiteren Ausbau des Ladenetzes sucht Aral übrigens über ihre Website „geeignete Grundstücke an Autobahnen oder im urbanen Raum.“
– Die Zahl der Shell-Tankstellen (einschließlich der unter bft-Zeichen betriebenen Rheinland-Kraftstoff-Stationen) liegt mit 1.905 um 21 unter dem Vorjahreswert. Shell investiert nach eigenen Angaben „mächtig in den Aufbau der Ladestruktur und kommt inzwischen auf 1.243 Ultraschnellladepunke, allerdings nicht nur an Tankstellen, sondern auch an Supermärkten und Schnellrestaurants. Shell plant zudem, insbesondere innerstädtische Tankstellen zu Mobility-Hubs genannten reinen Ladestationen umzubauen.
– Bei den weiterhin großteils unter TotalEnergies geflaggten Circle-K-Tankstellen wird immer deutlicher, dass sie von einem Convenience-Konzern übernommen worden sind, was sich auch darin zeigt, dass nicht mehr von Tankstellen, sondern von Stores die Rede ist. Die Vereinheitlichung der Shop-Angebote steht ganz oben auf der Agenda. Entsprechende Vertragsnachträge sorgen gerade für Unruhe unter den Pächtern. Das Netz ist mit 1.141 Tankstellen um neun Stationen gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Bisher betreibt Circle K rund 260 Schnellladesäulen an rund 70 Stationen.
– Unter das Esso-Netz zählt der EID am 01.01.2025 1.098 Tankstellen, 178 mehr als vor einem Jahr. Hinter diesem Wachstum steckt schlicht die abgeschlossene Umflaggung der EG-Group übernommenen OMV-Tankstellen, von denen einige allerdings auf die B-Marke TopTank umgestellt wurden. Ca. 80 der das Esso-Zeichen zeigenden Stationen gehören nicht zur EG, sondern zur mittelständischen Firma Minera aus Mannheim.
– Das Avia-Netz wuchs nochmals gegenüber dem Vorjahr um fünf auf 913 Straßentankstellen. Bei der deutschen Avia, zu der rund 30 Mittelständler als Gesellschafter gehören, hat man für die Entwicklung des Elektroladekonzepts die Marke „Avia Volt“ entwickelt, nicht nur für Ladesäulen an Tankstellen, sondern auch für eigenständige Ladeparks.
– JET betreibt 808 Tankstellen, netto drei weniger als vor einem Jahr. In die Zahl gehen wie in den Vorjahren auch die zur Firma gehörenden, aber nicht mit dem JET-Logo gekennzeichneten, weißen Stationen ein.
– Bei den übrigen Marken gab es kaum eine größere zahlenmäßige Veränderung. Erwähnenswert ist allerdings die weitere Zunahme im Netz der Raiffeisen-Tankstellen von 725 auf 741 innerhalb eines Jahres. Dabei sind in den letzten Jahren viele ältere Raiffeisen-Stationen durch Neubauten ersetzt worden.
Unverändert gibt es 358 Autobahntankstellen. Große Veränderungen bei den Einlieferungsrechten gab es bereits im Jahr 2023. Im Jahr 2024 waren die Veränderungen marginal. Die Zunahme bei den Stationen mit dem Esso-Zeichen von 20 auf 25 erklärt sich mit der Umflaggung der früheren OMV-BATs.
Weiter rückläufig ist die Zahl der Autogasstationen. Das Schrumpfungstempo ist angesichts des fehlenden Neuwagenangebots und der sinkenden Zahl von umgebauten Gebrauchtwagen allerdings immer noch erstaunlich niedrig. Am 6. Januar 2025 zählte der DVFG noch 5.681 Autogastankstellen nach 5.822 im Februar 2024.
Seit Dezember 2022 (damals noch 780 Stationen) bekommt der EID keine genauen Zahlen mehr zum Bestand der Erdgastankstellen von der „Gas- und Wasserstoffwirtschaft”, bis zum letzten Jahr noch unter „Zukunft Gas“ firmierend. Es gibt wahrscheinlich heute noch ca. 650 CNG-Stationen in Deutschland. Immer mehr Stadtwerke bauen Säulen ab, wenn Reparaturen anfallen.
Ungeachtet der weiter sinkenden Zahl von Diesel-Pkw-Neuzulassungen ist die Zahl der Tankstellen mit AdBlue-Säulen weiter gewachsen. An den Tankstellen der vom EID befragten Unternehmen gibt es nun 2.578 AdBlue-Zapfanlagen für Pkw (ein Jahr zuvor: 2.314) und 2.910 Anlagen für Lkw (ein Jahr zuvor 2.756). An dieser Stelle wie immer unser Hinweis: Die entsprechende Tabelle enthält nur „eine Auswahl“, zum anderen enthält sie mit Sicherheit auch Doppelzählungen. Manche AdBlue-Säule ist eben sowohl für Pkw wie für Lkw geeignet.
Die Tabelle über den Bestand der Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland wird sich in diesem Jahr stark verändern. Das Netz von Wasserstofftankstellen für Pkw mit 700-Bar-Technik wird grobmaschiger werden. H2 Mobility will schon bis Ende Juni 22 kleinere Wasserstoff-Tankstellen schließen. H2 Mobility sieht seine Zukunft in größeren Standorten mit 350-, 500- und 700-Bar-Betankungsmöglichkeiten, wobei der Anteil der 350-Bar-Betankungen von Bussen und Nutzfahrzeugen kontinuierlich steige. Bei der vom EID ermittelten Zahl der Tankstellen mit der für LKW erforderlichen 350 bar-Druckstufe zeigt sich dies allerdings nicht. Angeblich ist die Anzahl im letzten Jahr von 65 auf 44 Tankstellen gesunken.
Die Zahlen zu den Ladepunkten in Deutschland erhält der EID vom Ladesäulenregister. Wir haben sie unkommentiert in die Tabelle übernommen, um den Trend gegenüber dem Vorjahr darzustellen. Die EID-Zahlen sind insofern unzutreffend, weil es sich bei den dort genannten „Ladepunkten“ nicht um die Gesamtzahl aller Ladepunkte handelt, sondern um die Zahl der Normalladepunkte (<50kw). Dies zeigen die aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur vom 1. Februar 2025: Insgesamt 161.686 Ladepunkte, davon 125.408 Normalladepunkte und 36.278 Schnellladepunkte (>50kw). Insgesamt ist dies ein Zuwachs von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Ultraschnellladepunkte (>150kw) ist sogar um 46 Prozent auf 24.818 gewachsen. Die Zunahme beim Bestand der E-Autos hält also bei weitem nicht Schritt mit der Entwicklung der Ladeinfrastruktur. Kein Wunder, dass nach einer UNITI-Erhebung Tankstellenunternehmen mit Ladesäulen lediglich 1,9 Ladevorgänge pro Tag und Ladepunkt verzeichnen – bei weitem nicht genug für einen kostendeckenden Betrieb.
Weitere Details finden Sie in den Tabellen, welche auf www.kfz-bw.de/monatsdienst heruntergeladen werden können.