Auf den Straßen in Deutschland fahren vor allem Verbrenner – so könnte man in einem Satz die aktuellen Erkenntnisse des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zum Pkw-Bestand zusammenfassen. Diese Situation verändert sich, denn mit jeder einzelnen Neuzulassung wird der Pkw-Bestand mit neuen Fahrzeugen und in Teilen auch elektrifizierten Antriebstechnologien angereichert. Betrachtet man allerdings alle rund 48,8 Mio. Pkw zum Stichtag 01.01.2023, so zeigt sich, dass fast alle mit einem Verbrennermotor unterwegs waren, darunter die große Mehrheit mit klassischen Benzin- und Dieselantrieben. Alle alternativen Antriebe kommen in Summe auf 7,0 Prozent. Vergleicht man deren Entwicklung im Pkw-Bestand über die letzten Jahre etwas detaillierter, so sieht man, dass sich insbesondere die Zahl der rein batterieelektrischen Pkw (BEV) und der Plug-In-Hybride (PHEV) im Vergleich zum 01.01.2019 um mehr als den Faktor zehn vergrößert hat, und auch die Zahl der Mildhybride inkl. der Vollhybride ist um mehr als den Faktor fünf gestiegen. Die Zahl der BEV liegt allerdings mit insgesamt 1,0 Mio. Einheiten derzeit erst bei 2,0 Prozent. Ein weiterer relevanter Faktor für die Betrachtung des Bestandes sind die Differenzen zwischen monatlich kumulierten Neuzulassungen und der Stichtagsbetrachtung zum 01.01. des jeweiligen Jahres. Wenn alle BEV- und PHEV-Pkw, die während des Jahres 2022 neu zugelassen wurden, auch im Bestand geblieben wären, würde deren Anzahl am 01.01.2023 deutlich höher ausfallen. Es „fehlen“ aber 76.000 BEV und fast 64.000 PHEV, von denen sicherlich nicht alle stillgelegt oder aufgrund von Totalschäden verschrottet wurden. Viele dürften ihren Weg ins Ausland gefunden haben.
Pkw-Bestand weiter deutlich von Verbrennern geprägt
Während bei den gesamten Neuzulassungen 2022 alle alternativen Antriebe auf 49 Prozent kamen (inkl. Mild-Hybride), war der Anteil im gesamten Pkw-Bestand weiterhin sehr niedrig. Addiert man dort alle alternativen Antriebe, ergibt dies einen Gesamtanteil von 7,0 Prozent. 93 Prozent waren klassische Benziner und Diesel – gleiches galt für die Besitzumschreibungen. In den 7,0 Prozent alternativen Antrieben waren etwas über eine Mio. BEV im Gesamtbestand und knapp 70.000 BEV bei den Besitzumschreibungen.
Elektrifizierung schreitet langsam voran
Vergleicht man den Pkw-Bestand zum Stichtag 01.01.2023 mit dem Stichtag 01.01.2019, so sind mehrere Faktoren auffällig: Etwa eine Mio. klassische Verbrenner haben den Bestand verlassen – entweder durch Export, Abmeldung, Stilllegung oder Verschrottung. Deutlich gewachsen (um mehr als den Faktor zehn) ist dagegen die Anzahl der BEV und PHEV. Ebenfalls auffällig ist die Zahl der Mildhybride (mHEV) und Vollhybride (HEV). Sie haben um den Faktor fünf zugelegt. Unabhängig von den Antriebsarten ist der Bestand jedes Jahr kontinuierlich auf ein neues Rekord-Hoch von derzeit 48,8 Mio. gewachsen. Bis der Bestand eine hohe Elektrifizierungsquote erreicht hat, wird es dennoch viele Jahre dauern. Aktuell befinden sich im Pkw-Bestand gut eine Mio. BEV.
Deutlicher Schwund von E-Fahrzeugen in der Statistik
Auffällig bei der Betrachtung der BEV im Pkw-Bestand ist, dass deren Mengen sich anders entwickeln, als die Neuzulassungen es vermuten lassen. So wurden 2022 470.559 BEV neu zugelassen. Rein rechnerisch müsste der Pkw-Bestand um diese Menge gewachsen sein. In der Realität „fehlten“ zum Stichtag 01.01.2023 im Vergleich zum 01.01.2022 76.010 BEV. Grundsätzlich verlassen jedes Jahr zahlreiche Pkw den Bestand aufgrund von Stilllegung, Abmeldung, Verschrottung oder Export. Der Schwund bei klassischen Verbrennern lag im vergangenen Jahr bei rund 1,0 Prozent. Bei BEV waren es knapp 8,0 Prozent. Eine ähnliche Größenordnung ist bei PHEV zu beobachten.

Frühjahrsbelebung auf dem Automarkt spürbar
Nach einem sehr schlechten Start ins neue Jahr 2023 kamen die Besitzumschreibungs- und Neuzulassungszahlen deutlich in Fahrt. Besonders die Neuzulassungen mit insgesamt 281.361 Einheiten im März liegen stark über Vorjahr und Vorjahresmonat, was aktuell vor allem den gewerblichen Zulassungen zuzusprechen ist. Die weiter hohe Nachfrage nach individueller Mobilität bei privaten Endverbrauchern zeigt sich daher vor allem auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dort konnte im März mit 560.040 Einheiten eine deutliche Steigerung seit Jahresbeginn erzielt werden.
Höhenflug der Gebrauchtwagenpreise gestoppt
Den zweiten Monat in Folge sind 2023 die Durchschnittswerte von dreijährigen Gebrauchtwagen leicht gesunken – Diesel- und Benziner gleichermaßen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Anschaffungspreise weiterhin sehr hoch sind. Ein Niveau wie vor der Pandemie (durchschnittlich 55 Prozent) ist derzeit nicht in Sicht. Gebrauchtwagen bleiben daher eine hochpreisige Anschaffung, aber aufgrund der aktuell hohen Besitzumschreibungszahlen wird deutlich, dass sehr viele Menschen in Deutschland bereit waren, kräftig in ihre individuelle Mobilität zu investieren. Auffällig ist zudem, dass die prozentualen Werte von Benzinern und Diesel-Pkw sehr nah beieinander liegen.
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(633-00/Daniel Rösch)