Ab dem 1. Januar 2027 startet in der EU ein neuer CO₂-Zertifikatehandel, und zwar das Emissionshandelssystem ETS II. Dieses betrifft erstmals auch den Verkehrs- und Gebäudesektor. Das System löst in Deutschland den bisherigen nationalen CO₂-Preis ab, der derzeit bei 55 Euro pro Tonne liegt. Künftig wird der Preis dann also nicht mehr gesetzlich festgelegt, sondern an einer Börse ermittelt – mit potenziell weitreichenden Folgen. Der ETS II zielt darauf ab, die CO₂-Emissionen in Sektoren zu reduzieren, die bisher nicht vom Emissionshandel erfasst wurden.
Betroffene Sektoren durch das ETS II:
• Verkehr (Benzin, Diesel)
• Gebäude (Heizöl, Erdgas)
• Land- und Forstwirtschaft sowie Fischzucht
• Schienenverkehr
• kleinere Industrie- und Energieanlagen
• Indirekt: auch Produktion und Logistik
Erste Zertifikate wurden bereits Anfang Mai an der Terminbörse gehandelt – für rund 73 Euro pro Tonne CO₂, was eine Verteuerung des Tankpreises um etwa 18 Cent pro Liter zum Stand heute bedeuten würde. Langfristig rechnen Experten im schlechtesten Fall mit einem Preis von bis zu 300 Euro pro Tonne. Dies würde eine zusätzliche Belastung z.B. beim Treibstoff von 70 bis 80 Cent pro Liter Benzin oder Diesel bedeuten.
Auswirkungen auf das Kfz- und Tankstellengewerbe
Der Start des neuen Emissionshandels bedeutet eine Zäsur in der europäischen Klimapolitik. Ohne eine sozial ausgewogene Begleitstrategie drohen massive Mehrkosten für Millionen Haushalte. Ohne sozialpolitische Flankierung durch die Bundesregierung werden zunehmend vor allem Menschen mit geringem Einkommen und hohem Mobilitätsbedarf überproportional belastet. Vor allem die individuelle Mobilität käme dann unter starken Druck – mit möglicherweise weitreichenden Folgen bei Fahrzeugkauf, Fahrleistung, Kraftstoffabsatz und Folgegeschäften im Tankstelenshop.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) äußerte sich bereits zu Beginn des Jahres besorgt über diese Entwicklung. Der damalige ZDK-Präsident Arne Joswig betonte: „Mobilität darf nicht zur sozialen Frage werden!“ Er fordert eine Doppelstrategie: Neben der Förderung der Elektromobilität sollen auch erneuerbare Kraftstoffe als gleichwertige Lösung anerkannt und in einer Kraftstoffstrategie verankert werden. Nur so könne gewährleistet werden, dass Mobilität bezahlbar bleibt.