Obwohl es in Deutschland immer mehr Autos gibt, sind die Menschen damit weniger weit unterwegs. Das Belegen sowohl die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wie auch eine aktuelle Analyse, für die die Agora Verkehrswende gemeinsam mit der KCW GmbH umfangreiche Datenreihen zur Entwicklung des Personenverkehrs von 2019-2024 ausgewertet hat. Sie bestätigt eine Einschätzung, die wir bereits im Jahr 2020 auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie geäußert hatten: Die Kraftstoffabsätze des Jahres 2019 (die sich aus der höheren Fahrleistung ergaben) werden wir wahrscheinlich in Deutschland nicht mehr wieder bekommen. Einfach gesagt: Die gesunkene Fahrleistung hat das Wachstum der Bevölkerung und des Fahrzeugbestands überkompensiert.
Die beiden Haupterkenntnisse der (beiliegenden) Analyse sind:
– Auf Autobahnen und in vielen Städten waren 2023 über sechs Prozent weniger Autos unterwegs als noch 2019.
– Die Fahrleistung im öffentlichen Verkehr nahm insgesamt zu, auch wenn die Anzahl der Fahrgäste noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht hat.
Die Veränderungen lassen sich nach Auffassung der Autoren vor allem auf drei Faktoren zurückführen: Die Einführung von Homeoffice-Regelungen in vielen Unternehmen, die Einführung des Deutschlandtickets und vermutlich auch auf den Anstieg der CO2-Bepreisung bei fossilen Kraftstoffen.
Insbesondere zu den Homeoffice-Regelungen enthält die Analyse interessante Erkenntnisse: „Wie viele Menschen tatsächlich zu Hause arbeiten, hat das ifo Institut ermittelt: Laut seiner Erhebung arbeitete im Februar 2024 fast ein Viertel aller deutschen Beschäftigten mindestens teilweise von zu Hause. Dieser Wert ist seit April 2022 – kurz nach Aufhebung der pandemiebedingten Homeoffice-Pflicht – nahezu konstant geblieben. Außerdem kam bei der Auswertung von Online-Stellenanzeigen heraus, dass fast 20 Prozent aller offenen Jobs die Option auf Homeoffice bieten – ein Rekordhoch. … Und im November 2023 wurden im Durchschnitt weiterhin fast 2,5 Arbeitstage nicht mehr im Büro verbracht.“ Dass derartige Entwicklungen sich nicht nur auf die Fahrleistung und damit auf die Kraftstoffabsätze auswirken, sondern auch auf das Shop- und Bistrogeschäft von Tankstellen, dürfte unmittelbar einleuchten.
Dass der Trend zum Homeoffice die größte Auswirkung bei der gesunkenen Fahrleistung haben dürfte, zeigen auch die Zahlen ausgewählter Kommunen: „In den drei größten deutschen Städten waren Ende des Jahres 2023 zwischen fünf Prozent (München), sieben Prozent (Hamburg) und 13 Prozent (Berlin) weniger Pkw unterwegs als 2019.“ Gleichzeitig haben in diesen Städten weder der ÖPNV noch der Fahrradverkehr im gleichen Maß zugenommen. Es waren schlicht weniger Menschen unterwegs.