Der Automobilmarkt steht still. Mit knapp unter 200.000 neu zugelassenen Pkw und nur rund 475.000 Besitzumschreibungen war nicht nur der Monat August ein eher schwacher Monat, sondern bereits seit Jahresbeginn zeigt sich eine rückläufige Entwicklung. Kumuliert liegt der Neuwagenmarkt 2022 zehn Prozent unter dem Vorjahr, und bei den Besitzumschreibungen sieht es mit -17 Prozent noch schlechter aus.
Sei es wegen steigender Energie- und Lebenshaltungskosten oder massiven Lieferengpässen, Fakt ist: Die Menschen haben derzeit offenbar andere Themen auf ihrer Agenda als den Autokauf – auch was die intensive Beschäftigung mit E-Mobilität betrifft. Immerhin: Die Akzeptanz für rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) ist leicht gestiegen. 17 Prozent würden sich beim nächsten Autokauf dafür entscheiden. Diese Pkw sind – im Gegensatz zu Plug-In-Hybriden – auch bei Privatpersonen gefragt: Von allen neu zugelassenen BEV ist in diesem Jahr gut die Hälfte auf diese Haltergruppe zugelassen worden. Die Plug-In-Hybride bleiben dagegen weiterhin fest in gewerblichen Händen. Beim Thema Akku und dessen Lebensdauer könnte man vermuten, dass sich der eine oder andere Pkw-Käufer eher für ein Leasingmodell statt für den klassischen Kauf entscheidet – aber dem ist nicht so. Kaufen und besitzen ist nach wie vor wichtiger als leasen und nur nutzen.
Bei den Fahrzeugwerten verbleiben diese bei E-Autos weiter deutlich unter den Werten der Verbrenner. Gebrauchte BEV erzielen derzeit etwas mehr als die Hälfte ihres ehemaligen Listenneupreises, Diesel und Benziner liegen deutlich darüber. Diese verharren nach einem rasanten Anstieg in den letzten Monaten nun seit April 2022 auf einem (hohen) Niveau.
Leicht gestiegene Akzeptanz alternativer Antriebsarten:
Befragt man die Pkw-Halter, also Personen, die seit durchschnittlich vier Jahren ihr Fahrzeug besitzen, welche wahrscheinlichste Motorart beim nächsten Kauf infrage käme, so würden sich 17 Prozent für ein BEV entscheiden, 22 Prozent für ein PHEV. Die meisten (40 Prozent) bevorzugten wie bei der letzten Befragung vor einem Jahr einen Benziner. Der Wunsch nach einem BEV (plus drei Prozentpunkte) oder PHEV (plus ein Prozentpunkt) ist im Verlauf des vergangenen Jahres nur leicht gestiegen.
BEV-Neuzulassungen haben hohen Privatkundenanteil:
Von allen 1,6 Mio. seit Jahresbeginn neu zugelassenen Pkw entfallen ein Drittel auf private, zwei Drittel auf gewerbliche Halter. Dies ist seit vielen Jahren eine Art ungeschriebenes Gesetz. Betrachtet man aber nur die BEV- und PHEV-Neuzulassungen, gibt es bezüglich der Halterstruktur Unterschiede: Bei allen neu zugelassenen BEV (insgesamt 228.084 Einheiten) beträgt der Privatkundenanteil 51 Prozent – und ist damit höher als bei der Summe aller Neuzulassungen. Dagegen vereinen PHEV, die besonders für Dienstwagenberechtigte attraktiv sind, nur einen Privatkundenanteil von 33 Prozent auf sich.
Auseinandersetzung mit E-Prämie/E-Auto als Erst- oder Zweitwagen:
Seit Beginn der E-Prämie im Jahr 2020 rückt die E-Mobilität noch stärker in den Fokus. Die Auseinandersetzung ist dadurch allerdings nicht gestiegen, sondern leicht gesunken: 37 Prozent der Pkw-Halter bestätigten eine intensivere Beschäftigung mit diesem Thema, vor einem Jahr waren es noch 39 Prozent. Etwas über die Hälfte sagt klar „nein“, und zwölf Prozent haben dazu keine Meinung. Auf die Frage, wie ein E-Auto eingesetzt würde, bestätigten 38 Prozent, dass sie es als zusätzlichen Pkw verwenden würden. Als Ersatz für den bestehenden Wagen würden 44 Prozent ein E-Auto nutzen. 18 Prozent waren sich unschlüssig oder wollten dazu keine Aussage treffen.
Leasing für E-Autos weiterhin eher nicht im Fokus:
Ähnlich wie vor einem Jahr waren auch aktuell die Pkw-Halter nicht von Leasingverträgen überzeugt, wenn es um die Beschaffung eines E-Autos geht. Wichtig: Es handelt sich bei den Befragten um Pkw-Halter, nicht um Pkw-Kaufplaner. Das bedeutet, ein Autokauf steht aktuell nicht an, aber die Zahlen zeigen, dass nach wie vor die Mehrheit (43 Prozent) kein Leasing in diesem Zusammenhang nutzen würde. Eine große Zahl ist sich bei dieser Frage auch komplett unschlüssig (27 Prozent), während 30 Prozent klar für ein Leasingmodell plädieren würden.
Gebrauchtwagenwerte verharren auf hohem Niveau:
Der monatelange steile Anstieg der Gebrauchtwagenpreise scheint ans Ende gekommen zu sein. Seit April 2022 ist bei den dreijährigen Gebrauchtwagen kaum Bewegung zu sehen. Benziner werden beim Handel für 67,7 Prozent des ehemaligen Listenneupreises verkauft, Diesel für 65,1 Prozent. Interessant ist die Entwicklung der gebrauchten BEV, deren Stückzahlen weiterhin sehr gering sind. Sie haben sich nach einer steilen Entwicklung nach unten wieder gefangen und verharren ebenfalls – wenn auch deutlich niedriger als Verbrenner – auf einem stabilen Niveau. Sie erreichen derzeit 55,4 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises.
Die ausführliche Darstellung der einzelnen Themen finden sich unter https://barometer.dat.de/.
(633-00/Daniel Rösch)