Das Herbstgutachten zur Analyse und Prognose der wirtschaftlichen Lage in Deutschland wurde von der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, der zahlreiche Wirtschaftsforschungsinstitute angehören, vorgelegt. Das 145. Gutachten trägt den Titel „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“.
Durch die stark gestiegenen Gaspreise erhöhen sich die Energiekosten massiv und werden von einem drastischen gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug begleitet. Die Pressemitteilung der Gemeinschaftsdiagnose fasst daraus ableitend u.a. die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt zusammen. Die Wirtschaftsforscher prognostizieren für dieses Jahr lediglich eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 1,4 Prozent. Für das Jahr 2023 soll das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent zurückgehen, aber im Jahr 2024 wieder um 1,9 Prozent ansteigen.
Im Jahr 2023 soll die Teuerungsrate bei 8,8 Prozent und im laufenden Jahr bei 8,4 Prozent liegen. Erst im Jahr 2024 soll die Zwei-Prozent-Marke wieder in Aussicht stehen.
Die konjunkturellen Aussichten verschlechtern sich vor allem aufgrund der reduzierten Gaslieferungen aus Russland. „Mit ihnen ist ein erheblicher Teil des Gasangebots weggefallen und auch das Risiko gestiegen, dass die verbleibenden Liefer- und Speichermengen im Winter nicht ausreichen werden, um die Nachfrage zu decken.“ Die Institute rechnen für den kommenden Winter (bei normalen Witterungslage) mit keiner Gasmangellage, dennoch bleibt die Versorgungslage äußerst angespannt. Mittelfristig sollte sich dieses Problem etwas entspannen, die Gaspreise dürften jedoch erheblich über Vorkrisenniveau liegen. Für Deutschland implementiert dies einen bleibenden Wohlstandsverlust.
Die Wirtschaftsforscher prognostizieren weiterhin, dass die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften aufgrund der konjunkturellen Schwächephase zurückgeht. Die Unternehmen werden allerdings den Fachkräftemangel im Blick den vorhandenen Personalbestand halten wollen, „sodass die Erwerbstätigkeit nur vorübergehend geringfügig sinken dürfte“.
(651-01/Carsten Beuß)