Die Mehrheit der Pkw-Halter geht noch zögerlich an das Thema E-Mobilität heran
Der Hochlauf der Elektromobilität ist ins Stocken geraten – insbesondere seit 2023 die E-Auto-Förderprämien ausgelaufen sind. Im aktuellen Jahr werden batterieelektrische Pkw spürbar seltener neu zugelassen als noch im Vorjahr. Gefragt sind vor allem Benziner, und auch der Diesel hat wieder stärker an Bedeutung gewonnen.
Das geringe Interesse an BEV (Elektroauto mit Batterie) ist an mehreren Stellen messbar: So hat sich über die Hälfte aller Pkw-Halter trotz der teils deutlichen Preissenkungen der Automobilhersteller für ihre E-Autos nicht nennenswert stärker mit dem Thema E-Mobilität beschäftigt.
Was ebenfalls hierzulande eher weniger ins Gewicht fällt, sind ökologische Aspekte: Fast 60 Prozent haben kein schlechtes Gewissen, wenn sie sich einen Verbrenner kaufen würden.
Vielmehr machen sich die Befragten kritische Gedanken darüber, was beim Thema Recycling oder Verwertung der Akkus passieren wird und wer am Ende hierfür bezahlt. Das alles hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Neuzulassungen, sondern auch auf die Besitzumschreibungen.
Der BEV-Gebrauchtwagenmarkt hat zwar seit Jahresbeginn die 100.000-Einheiten-Marke geknackt, aber die Attraktivität der Fahrzeuge bleibt verhalten. Vergleicht man dreijährige BEV-Gebrauchtwagen mit dreijährigen Diesel- oder Benzinfahrzeugen, so liegen die Werte der E-Autos zehn Prozentpunkte unter den Benzinern.
Um diese Situation in die Erfolgsspur zu bringen, ist noch viel Arbeit notwendig. Ganz oben auf der Liste, das zeigen die aktuellen Zahlen, steht vor allem der Aufbau von Vertrauen in diese noch junge Technologie.
Neuzulassungen verfügen mehrheitlich über Verbrennermotor
Seit Jahresbeginn wurden laut KBA 1,91 Mio. Pkw neu zugelassen. Nach Antriebsarten unterteilt, vereinen die Verbrenner mit 37 Prozent Benziner und 18 Prozent Diesel die meisten Zulassungen auf sich. Die restlichen 45 Prozent gehen auf das Konto der sogenannten Sonstigen Antriebsarten. Knapp ein Drittel hiervon sind BEV (28 Prozent BEV), 14 Prozent PHEV und 57 Prozent HEV/mHEV.
Interessant ist dabei ein Blick ins vergangene Jahr: Bei nahezu identisch vielen Neuzulassungen (1,93 Mio. von Januar bis August 2023) lag die Aufteilung der Antriebsarten Benzin/Diesel/Sonstige Antriebsarten nahezu gleich hoch. Doch innerhalb der Sonstigen Antriebsarten gab es deutliche Verschiebungen: Während der PHEV- Anteil um zwei Prozentpunkte zulegte, sank der BEV-Anteil gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozentpunkte.
Diesel-Pkw rücken wieder etwas stärker in die Gunst der Käufer
Fragt man Pkw-Halter, für welche Motorart sie sich am wahrscheinlichsten entscheiden würden, wenn ein Autokauf anstünde, wird mehrheitlich der Verbrenner genannt. Konkret würden sich 42 Prozent für einen Benziner (Vorjahr 43 Prozent) und 19 Prozent für einen Diesel entscheiden. Damit legt der Diesel das zweite Jahr in Folge um drei Prozentpunkte zu.
Dagegen ist der Zuspruch zu rein batterieelektrischen Pkw (BEV) mit 15 Prozent etwas geringer: Gegenüber dem Vorjahr ist deren Anteil um einen Prozentpunkt gestiegen. Plug-In-Hybride (PHEV) sind seit 2022 von 22 Prozent auf 17 Prozent gefallen, Voll- und Mildhybride liegen mit 7,0 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau.
Auseinandersetzung mit Elektromobilität eher verhalten
Seit dem Ende der E-Prämie für private Pkw-Käufer im Dezember 2023 haben einige Hersteller die Preise ihrer E-Autos massiv gesenkt oder eigene Prämien ausgelobt. Fragt man die Pkw-Halter, ob solche Preissenkungen zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Elektromobilität geführt haben, so stimmten nur 33 Prozent dieser Aussage zu. Bei weiteren 54 Prozent haben diese Aktionen nicht zu einem vermehrten Interesse geführt.
Ähnlich sind die Zahlen bezüglich der Neuanschaffung: Nur 29 Prozent der Pkw Halter gaben an, dass die Neuanschaffung eines Autos mit Verbrenner statt mit E-Motor ihnen ein etwas schlechtes Gewissen bereiten würde. Für 57 Prozent trifft dies nicht zu.
Kaufen oder Leasing – Entsorgung oder Recycling: Endverbraucher hadern
Wenn es um den Besitz oder nur die Nutzung eines E-Autos geht, sind sich die Pkw-Halter uneinig: 38 Prozent würden den Kauf bevorzugen, gut ein Viertel ist unentschlossen, und 36 Prozent würden das Leasing präferieren. Insbesondere diese Form der Nutzung hat zuletzt an Bedeutung gewonnen (plus sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr).
Neben monetären gibt es insbesondere beim Akku aber auch ökologische Bedenken: 74 Prozent der Pkw-Halter sehen deren Entsorgung kritisch. Es gebe ihrer Meinung nach hierfür noch zu wenige Lösungen oder Konzepte. Apropos Entsorgung oder Recycling: Fast zwei Drittel (62 Prozent) befürchten, dass sie hierfür nochmals zur Kasse gebeten werden könnten (z. B. über die Kfz-Versicherung oder die Kfz-Steuer).
BEV-Gebrauchtwagen verlieren weiterhin stärker an Wert als Verbrenner
Die Analyse der vom Handel an die DAT übermittelten Verkaufspreise für Gebrauchtwagen zeigt weiterhin deutlich, dass gebrauchte BEV prozentual stärker an Wert verlieren als gebrauchte Verbrenner. Im August erzielten dreijährige BEV noch 50,8 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises, das sind zwölf Prozentpunkte weniger als vergleichbare Benziner. Hierbei ist zu beachten, dass die Neupreise bei E-Autos in der Regel deutlich über denen der Verbrenner liegen. Das bedeutet, gebrauchte E-Autos sind keine Schnäppchen, aber der Wertverlust ist besonders für Händler, die häufig das Risiko bei der Vermarktung dieser Fahrzeuge tragen, sehr schmerzhaft.
Die ausführliche Darstellung der einzelnen Themen findet sich unter https://barometer.dat.de/.