Mitte Oktober hat in Berlin eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Bundesinnungsverbandes stattgefunden. Hintergrund sind strukturelle Abweichungen im AÜK-System, die die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) bei der Geschäftsstellenbegutachtung des Bundesinnungsverbandes Ende August beanstandet hatte und die nun abzuarbeiten und zu schließen sind. Eine kritische Abweichung bezieht sich dabei auf die nach DAkkS-Meinung nicht ausreichende Abgrenzung des AÜK-Systems vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und vom Zentralverband des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK). Dies betrifft beispielsweise den ZDK/ZVK-Hauptgeschäftsführer oder den Bundesinnungsmeister, aber auch Mitarbeiter im AÜK-Team, die Doppelfunktionen innehaben.
Der ZVK ist der Bundesinnungsverband, dem nur die 14 Landesverbände angehören, der ZDK ist der gemeinsame Dachverband, dem beispielsweise auch die Händlerverbände angehören. Der ZVK ist Mitglied im ZDK. ZDK und ZVK sind also jeweils eigene juristische Personen, sie unterhalten aber seit rund 50 Jahren eine gemeinsame Geschäftsstelle. Nach außen tritt in der Regel nur der ZDK auf. Der ZVK als Bundesinnungsverband ist aber Träger der Inspektionsstelle, die die DAkkS akkreditiert hat.
Um Lösungen zu finden, wie diese strukturelle Abweichung im System geschlossen werden kann, wurden zuletzt verschiedenen Modelle diskutiert, beispielsweise eine eigene Säule „AÜK“ im Bundesinnungsverband mit eigenem und verantwortlichem Geschäftsführer bei Beibehaltung einer gemeinsamen ZDK/ZVK-Geschäftsstelle oder eine Entflechtung der gemeinsamen Geschäftsstelle von ZDK und ZVK mit einer Säule „AÜK“ im ZVK. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des ZVK wurde nun zusätzlich ein Strukturvorschlag aus NRW eingebracht. Dieser beinhaltet die Trennung der gemeinsamen Geschäftsstelle von ZDK und ZVK. Beide Verbände sollen in der dann getrennten Geschäftsstelle jeweils einen Hauptgeschäftsführer bekommen; der ZVK-Hauptgeschäftsführer soll in Personalunion auch die Leitung des AÜK-Teams übernehmen.
Die ZVK-Mitgliederversammlung hat nach intensiver Beratung mit knapper Mehrheit (sieben Landesverbände dafür, sechs dagegen, eine Enthaltung) beschlossen, das NRW-Modell weiterzuverfolgen. Dies beinhaltet den Auftrag an den ZVK-Vorstand, Vorschläge für die konkrete Ausgestaltung dieses Modells in struktureller und personeller Hinsicht auszuarbeiten (wie soll die neue BIV-Geschäftsstelle aufgebaut sein, welche Themen soll sie bearbeiten, wie soll sie personell besetzt sein) und die wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen (Beiträge, Arbeitsrecht, Steuerrecht, usw.) zu untersuchen. Zudem müssen die Gestaltungsoptionen mit dem ZDK verhandelt werden. Danach werden diese erneut innerhalb des ZVK zu beraten sein. Auch sind einige Rechtsfragen noch offen und derzeit Gegenstand einer Überprüfung.
Unser Verband spricht sich klar für den Erhalt einer Gemeinsamkeit von ZDK und ZVK und damit auch von Handel und Handwerk aus. Leider hat es zu dem Thema in den letzten Wochen auch zahlreiche Beiträge in der Fachpresse gegeben, die vor allem von gegenseitigen Vorwürfen geprägt waren; dies ist sicher nicht hilfreich, wenn doch noch einvernehmliche Lösung erreicht werden soll, die letztlich von einer großen Mehrheit im Gewerbe mitgetragen werden soll. Unser Verband wird sich in den Gesprächen strikt danach richten, welche Lösungen sachlich für die Mitglieder am effizientesten und kostengünstigsten ist und wie die Schlagkraft der Gesamtorganisation am besten erhalten werden kann.
Präsident Michael Ziegler hat sich zum Konflikt um ZDK und ZVK wie folgt geäußert:
„In einer Phase des Umbruchs der Autobranche ist der Konflikt zwischen ZDK und ZVK unnötig und gefährlich zugleich. Die Probleme bei der Auditierung der AÜK sind für Betriebe, Innungen und Verbände zwar von sehr hoher Wichtigkeit, lassen sich mit gutem Willen aber auf unterschiedlichen Wegen lösen. Umsicht und Weitsicht sowie die Bündelung aller Kräfte im Kfz-Gewerbe sind dagegen unbedingt erforderlich, um den Herausforderungen des Marktes bestmöglich zu begegnen.
Wir appellieren deshalb an alle Beteiligten, in der momentan überhitzten Phase der Diskussionen über die Auslösung und die Ursachen des Konflikts zu reflektieren und das große Ganze im Auge zu behalten.
Es ist selten zu spät, auf dem Weg zu einem angestrebten Ziel die Richtung zu modifizieren, ohne die verfolgten Ziele aus dem Auge zu verlieren. Mit guter Absicht und der Bereitschaft, persönliche Konflikte im Sinne der gemeinsamen Sache zu begraben, ist eine Lösung des Konflikts im Sinne aller verfolgten Interessen und zum Wohle des gesamten Gewerbes möglich. Wir hoffen, dass alle Beteiligten diese Chance erkennen und den Willen mitbringen, wieder konstruktiv in den Dialog einzutreten, um eine gemeinsame, für alle Seiten tragbare Lösung zu erarbeiten. Das erfordert Größe und Überwindung auf beiden Seiten. Das Wohl unserer Betriebe, ob gebunden oder frei, ist alle Anstrengungen wert.
Dringender als je zuvor benötigen wir einen geschlossenen und starken Auftritt innerhalb des Gewerbes. Wir sollten keine Chance verstreichen lassen, um unserem Anspruch „Wir sind viele und wir sind stark“ gerecht zu werden. Alle Wege, die eine Geschlossenheit gefährden, schwächen unsere Position gegenüber der Politik und den Herstellern.“