Das Auto steht zunehmend unter Beschuss. Vor allem umweltpolitische Gedanken und die massiv steigenden Kosten haben – neben weiteren Punkten – hierzu ihren Beitrag geleistet. Dennoch hat die Bedeutung des Automobils aus Sicht der Pkw-Halter besonders während der Corona-Jahre deutlich zugenommen, und noch ein weiterer Aspekt deutet auf den hohen Stellenwert des Autos hin: Der Pkw-Bestand in Deutschland wächst kontinuierlich. Wichtigste Quelle für die Analyse des Pkw-Bestands ist das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), das immer zu bestimmten Stichtagen die jeweils hierzulande zugelassenen Fahrzeuge veröffentlicht. Die aktuelle Zählung aller Fahrzeuge zum 01.10.2022 ergab 48.733.413 Einheiten. Das sind etwa 85.000 Pkw mehr als zum selben Stichtag des Jahres 2021.
Aus den Bestandszahlen lassen sich aber noch weitere interessante Gesichtspunkte ableiten. So sind nur 11,0 Prozent aller Pkw auf gewerbliche Kunden zugelassen (Autohandel, Autohersteller, Autovermieter, gewerbliche Fuhrparks), die große Mehrheit aller Pkw wird von Privatpersonen gefahren. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf Haltedauer und Fahrzeugalter, sondern auch auf die Antriebsart. Gewerbliche Kunden fahren vor allem Diesel, Privatpersonen vor allem Benziner. Interessant ist zudem – auch wenn der Vergleich sehr vereinfacht ist und einige Aspekte außen vor lässt – dass der Pkw-Bestand in einem bestimmten Zeitraum nicht um die Anzahl der im gleichen Zeitraum neu zugelassenen E-Fahrzeuge wächst: Hier zeigt sich ein Delta in fünfstelliger Größenordnung.
Schwund von E-Fahrzeugen in der Statistik:
Auffällig bei der Betrachtung der rein batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV) im Pkw-Bestand ist, dass deren Mengen sich anders entwickeln, als die Neuzulassungen es vermuten lassen. So wurden von Januar bis einschließlich September 272.473 BEV und 215.647 PHEV neu zugelassen, und rein rechnerisch müsste der Pkw-Bestand in etwa um diese Menge gewachsen sein. In der Realität ergibt sich allerdings ein deutliches Delta. So „fehlten“ zum Stichtag 01.10.2022 im Vergleich zum 01.01.2022 genau 50.288 BEV und 36.600 PHEV. Leider geben die Zahlen des KBA nicht preis, wieviel Prozent davon auf Totalschäden, Abmeldungen, Stilllegungen oder Exporte fallen.
Pkw-Bestand fest in privater Hand:
Von allen 48,7 Mio. Pkw, die zum 01.10.2022 zugelassen waren, befanden sich 89 Prozent in privaten Händen. Diese Pkw unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Antriebsarten deutlich von den 11,0 Prozent, die auf gewerbliche Halter zulassen waren. Privatpersonen bevorzugen vor allem Benziner, gewerbliche nach wie vor den Diesel. Bei den Alternativen Antrieben, die bei privaten Haltern 5,0 Prozent und bei gewerblichen 23 Prozent ausmachen, lässt sich folgendes beobachten: Die größte Teilmenge machen die HEV und mHEV aus, letztere müssten strenggenommen zu den Verbrennern gerechnet werden. Von allen rein batteriebetriebenen E-Autos (BEV) sind etwa 500.000 Pkw auf private und nur knapp 340.000 auf gewerbliche Halter zugelassen. Zusammen machen sie damit nur 1,7 Prozent des Pkw-Bestandes aus.
Teuerstes Tankjahr aller Zeiten:
Auf Basis der Datenerhebung des ADAC wird das Jahr 2022 als das teuerste Tankjahr aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Die Preise für Kraftstoffe sind seit Herbst 2021 stetig angestiegen. Besonders beim Diesel wurde dies sehr deutlich. Lag dieser Kraftstoff in den vergangenen Jahren stets deutlich unter den Preisen für Benzin (Super E10), durchbrach dieser mit 214,0 Cent im März 2022 erstmals die Kosten eines Liters Benzin (206,9 Cent). Nach einer leichten Erholung im Juli und August 2022 – womöglich auch durch die befristete Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe von Juni bis August 2022 – stiegen die Preise beider Kraftstoffe wieder deutlich an und erreichten im Oktober 2022 beim Diesel 210,5 Cent pro Liter, beim Benzin 190,9 Cent pro Liter.
Rekordwerte bei Benzin-Gebrauchtwagen erreicht:
Die Transaktionspreise von gebrauchten Benzin- und Dieselfahrzeugen verlaufen seit Frühjahr 2022 auf zwei hohen parallelen Plateaus. Besonders die Werte der dreijährigen Benzin-Gebrauchtwagen blieben seit April 2022 mit nur sehr leichten Schwankungen unverändert bei über 67 Prozent – nachdem sie seit Sommer 2021 permanent angestiegen waren. Im Monat Oktober 2022 legten diese dann nochmals leicht zu und erreichten nun 68,2 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises. Das sind Rekordwerte, die in der Vergangenheit nur ein- oder eineinhalbjährige Fahrzeuge erreicht haben. Dreijährige Diesel-Gebrauchtwagen pendelten sich bei 65,3 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises ein, sie stiegen nicht weiter an.
Die ausführliche Darstellung der einzelnen Themen finden sich unter https://barometer.dat.de/.
(633-00/Daniel Rösch)