Das Bundekartellamt hat in der letzten Woche den Quartalsbericht der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe für das dritte Quartal 2025 veröffentlicht. Die darin enthaltenen Erkenntnisse sind hauptsächlich:
• Regionale Unterschiede bei Spritpreisen: Je nach Bundesland zahlt man für E5 bis zu fünf Cent/Liter mehr oder weniger. Auf regionaler Ebene sind die Unterschiede sogar noch größer – über 20 Cent/Liter.
• Besonders günstig sind etwa Teile von Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bayern – vor allem in Ostdeutschland gibt es Regionen mit auffällig hohen Preisen.
• Entwicklung der Kraftstoffpreise im 3. Quartal 2025: E5, E10, Diesel mit erneut leichtem Anstieg seit September
• Stadt-Land-Vergleich: Kaum Unterschiede im Preisniveau, trotz ungleicher Tankstellenverteilung
Der Bericht hat dieses Mal viele Presseberichte zur Folge gehabt, die teilweise sehr populistisch („Der Osten wird abgezockt“) gehalten waren. Die Autoren solcher Beiträge haben den Bericht offensichtlich nicht komplett gelesen oder waren, falls doch, mehr an Click-Zahlen im Internet als an seriöser Berichterstattung interessiert. Denn im Bericht spricht das Bundeskartellamt durchaus mehrere mögliche Erklärungen für Preisunterschiede zwischen Regionen an. Dazu zählen:
• Anzahl der Tankstellen in einer Region
• welche Tankstellenmarken dort vertreten sind
• die Intensität des Wettbewerbs vor Ort
• wie groß die Nachfrage ist (zum Beispiel durch Pendler)
• regionale Preise für die Kraftstoffbelieferung (durch unterschiedliche Fracht- und Beschaffungskosten)
Insbesondere der letzte Grund geht in den Medien meist unter. Das Bundeskartellamt spricht beispielsweise den Raum Dresden an und kommt zu folgender Erkenntnis: „Im Osten Sachsens, rund um den Ballungsraum Dresden, lassen sich ebenfalls Regionen mit vergleichsweise hohen Preisen beobachten. In der entsprechenden Region wurden im dritten Quartal höhere Großhandelspreise verzeichnet, die sich an Tankstellen widerspiegeln können.“ Es ist also nicht so, dass an den dortigen Tankstellen zwangsläufig höhere Margen erzielt werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Deutschlandkarte des Berichts. Viele der blauen Gebiete (tendenziell niedrigere Preise) liegen an der Rheinschiene, wo der Transport von Treibstoffen zu Tanklagern per Schiff erfolgen kann. Gegenden, in denen der Transport zu Tankstellen aufwändiger ist, verzeichnen tendenziell höhere Säulenpreise. Zum Thema „Abzocke des Ostens“ auch noch folgende Tatsache: Die Kraftstoffpreise in Kiel sind sowohl im Berichtszeitraum als auch heute höher als in Rostock.
Wichtige Erkenntnisse des Berichts für Politiker, die aktuell eine „Spritpreis-Bremse“ nach dem Vorbild Österreichs fordern, liegen im Vergleich Stadt/Land. „Im Ergebnis zeigt sich, dass es an Tankstellen in Stadtregionen größere Preisspannen gibt.“ Das kann laut Bundeskartellamt u.a. „darauf zurückgeführt werden, dass es vor allem in Großstädten mehr Tankstellen gibt, die eine stärkere Wettbewerbsdynamik und mehr Preisänderungen aufweisen.“ Die tatsächlichen Preisunterschiede zwischen Stadt/Land sind hingegen kaum festzustellen, „sehr wohl aber hinsichtlich der Anzahl der Preisänderungen.
Betrachtet man dies differenziert nach Regionstypen, zeigt sich, dass die Anzahl an Preisänderungen in städtisch geprägten Regionen deutlich zunimmt.“ Und: „Die Beobachtung … lässt sich dadurch erklären, dass mit zunehmender Tankstellendichte mehr Tankstellen näher beieinander liegen und diese wechselseitig aufeinander reagieren. Preisanpassungen in schneller Folge werden damit wahrscheinlicher.“
Die unterschiedliche Häufigkeit der Preisänderungen ist also auch nach Erkenntnissen des Bundeskartellamts Ausdruck von weniger oder mehr Wettbewerb, der bei einem aus Sicht der Verbraucher homogenem Gut wie Kraftstoff eben nur über den Preis funktioniert. Politiker, welche die Häufigkeit von Preisänderungen gesetzlich vermindern wollen, dürfen sich dann nicht wundern, wenn sie auch den Wettbewerb einschränken – was noch nie einen niedrigeren Durchschnittspreis zur Folge hatte.
Der Quartalsbericht der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe für das dritte Quartal 2025 kann auf www.kfz-bw.de/monatsdienst heruntergeladen werden.