Die Landesregierung hat den „Fortschrittsbericht zur Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg“ beschlossen. Die darin festgehaltenen Maßnahmen werden in den kommenden Jahren umgesetzt, um die Wasserstoffversorgung des Landes ab spätestens 2030 zu garantieren.
Im Fokus stehen Wasserstoff-Infrastruktur und der künftige Bedarf
Die Grundlage für die Fortschreibung der Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg von 2020 ist ein Sieben-Punkte-Plan des Wasserstoffbeirats BW, ein hochrangig besetztes Gremium aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen und Verbänden. Als dringlichste Umsetzungsschritte empfiehlt der Beirat, die Themen Infrastrukturausbau, die ausreichende Bereitstellung von Wasserstoff sowie das Ermitteln des künftigen Bedarfs anzugehen und politisch zu flankieren. Energieministerin Thekla Walker erklärte: „Wir wollen für Baden-Württemberg bis 2030 erste Pipeline-Anschlüsse an das deutsche und europäische Wasserstoffnetz, möglicherweise bereits ab 2028 im Raum Freiburg.“
Zugleich hat das Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft eine neue Wasserstoff-Bedarfsanalyse auf den Weg gebracht. Gemeinsam mit der Plattform H2BW, dem Fernleitungsnetzbetreiber terranets bw, dem Industrie- und Handelskammertag BWIHK und weiteren Verbänden startete das Land Ende April 2023 eine Kommunikations-Kampagne, eine Bedarfserhebung und eine wissenschaftliche Analyse.
500 Millionen Euro Fördermittel bereits wirksam
Gleichzeitig informiert der Fortschrittsbericht über die bisher umgesetzten Maßnahmen der Roadmap –
darunter eine Vielzahl an Leuchtturmprojekten. Dadurch sind bereits rund 500 Millionen Euro Fördermittel
in Projekten im Land wirksam. Von hoher industriepolitischer Bedeutung sind insbesondere die fünf
Important Projects of Common European Interest (IPCEI-Projekte) in Baden-Württemberg. Die Förderung
dieser Projekte soll die Entwicklung von Wasserstofftechnologien entscheidend vorantreiben und
Wertschöpfung im Land erhalten sowie Arbeitsplätze sichern.
Ergänzende Informationen:
Wasserstoffbedarf in Baden-Württemberg
Wasserstoff macht laut Prognose des Nationalen Wasserstoffrates vom Februar 2023 in 2040 rund 15 Prozent
des Endenergieverbrauchs in Baden-Württemberg aus (bei Annahme: 197 Terrawattstunden
Endenergieverbrauch in BW, davon 30 TWh Wasserstoffbedarf). Der größte Wasserstoffbedarf fällt im
Energiesektor an. Jede zweite Kilowattstunde (kWh) Wasserstoff (also 50 Prozent) wird 2040 in diesem Sektor
verortet. Darüber hinaus wird Wasserstoff hauptsächlich für industrielle Produktion und im Mobilitätssektor
benötigt.
Wirtschaftliche Potenziale
Baden-Württemberg gehört zu den führenden Standorten in der Entwicklung und Produktion von
Brennstoffzellenkomponenten und -systemen. Zusätzlich ergeben sich Potenziale für badenwürttembergische
Unternehmen im Bereich der Fertigung von Elektrolysetechnologien. Besonders der
Anlagenbau und der Export von Technologien und Komponenten werden sich zu wichtigen Geschäftsfeldern
entwickeln.
Wasserstoffbereitstellung und Wasserstoffinfrastruktur
Zur Deckung des Bedarfs sind erhebliche Importkapazitäten und eine leitungsgebundene Infrastruktur
(Pipelines) notwendig, denn Baden-Württemberg wird nur zu einem geringeren Anteil selbst grünen
Wasserstoff mittels Elektrolyse erzeugen können.
− Infrastruktur: Die Infrastruktur für Erzeugung, Speicherung und Transport (einschließlich Import) von
Wasserstoff stellt eine zentrale Voraussetzung für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-
Württemberg dar. Für 2030 kann mit einem Anschluss an das deutsche und europäische Wasserstoffnetz
und Verbindungen zur Nordsee und in den Ostseeraum gerechnet werden. Weitere Ausbaustufen
werden bis 2040 folgen. Bestehende Erdgasnetze können zu einem überwiegenden Teil genutzt, einige
Leitungen müssen neu gebaut werden.
− Erzeugung im Land: Bis zu einer flächendeckenden Versorgung über Fernleitungs- und Verteilnetze will
das Land den raschen Aufbau von Elektrolyseuren zur lokalen Erzeugung von Wasserstoff vorantreiben.
Diese Insel- bzw. Clusterlösungen sollen kurz- und mittelfristig die wachsenden Bedarfe bis zu einer
Pipelineanbindung decken, aber auch danach.
− Importe: Das Land hat neue Kooperationen mit Regionen wie Andalusien und Schottland vereinbart,
aber auch mit Chile (beim Thema reFuels). Bestehende Netzwerke und Partnerschaften werden genutzt
und Kooperationen aufgebaut, um Optionen für das Land im Bereich Wasserstoff und der
technologischen Zusammenarbeit zu stärken.
Weiterführende Links:
Die Landesregierung fördert seit Jahren intensiv die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie durch unterschiedliche Förderprogramme und Maßnahmen:
https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/energiewende/wasserstoffwirtschaft
Anlaufstelle für alle Belange zum Thema Wasserstoff ist die 2021 gegründete Plattform H2BW: https://www.plattform-h2bw.de/
Link zum Impulspapier des Wasserstoffbeirats BW:
https://www.e-mobilbw.de/service/meldungen-detail/wasserstoff-beirat-bw-uebergibt-empfehlungen-an-umweltministerin-thekla-walker
(265-00/Carsten Beuß)