Die Entwicklung des Automobilmarktes in Deutschland ist aktuell stark von der wirtschaftlichen Situation geprägt. Neuwagenzulassungen resultieren oft noch aus Bestellungen vom Vorjahr. Besonders Firmenfuhrparks tauschen derzeit (z. T. nach überdurchschnittlicher Haltedauer) ihre Fahrzeuge, während die private Neuwagen-Nachfrage eher schwach ist. Hinzu kommt: Die Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist sehr verhalten. Der Bedarf ist zwar vorhanden, aber hohe Preise schrecken in der angespannten Gesamtsituation (allgemein steigende Kosten) oftmals ab. Betrachtet man die Elektrofahrzeuge, so sorgen bei gewerblichen Zulassungen wahrscheinlich Mitnahmeeffekte vor Ablauf der Förderung für steigende Zulassungen. Die private Nachfrage ist eher verhalten und daher könnte man vermuten, der Markt für E-Fahrzeuge sei vorerst gesättigt – zumindest bei Endverbrauchern. Die wahrscheinlichste Wahl der Motorart ist bei den Gebrauchtwagen- wie bei den Neuwagenkaufplanern weiterhin der Verbrenner. Bei Letztgenannten liegen die Hybride aber fast gleich auf, gefolgt von BEV. Diese batterieelektrisch angetriebenen Pkw spielen wiederum unter den Gebrauchtwagenkaufplanern (14 Prozent) eine noch untergeordnete Rolle. Eine grundsätzliche Skepsis zu E-Autos ist bei vielen Kaufplanern noch vorhanden, wobei deutlich unterschieden werden muss, welche Antriebsart demnächst angeschafft werden soll. Wer die Anschaffung eines E-Autos plant, für den ist dieses in hohem Maße ein perfektes Alltagsauto. Diesem Personenkreis „genügen“ etwas mehr als 360 km Reichweite, und es würde bei knapp 80 Prozent der Käufer als Erstwagen genutzt werden.
Benziner bleiben gefragteste Motorart
Wer sich momentan in einem Autokaufprozess befindet, der tendiert stark zu Verbrennungsmotoren. Im Drei-Jahres-Trend wird bei den Neuwagenkaufplanern deutlich, dass sich Benziner und Diesel nach oben entwickelt haben, während rein batterieelektrische Pkw (BEV) in der Gunst der Kaufplaner gesunken sind. Benziner (31 Prozent), Hybride (30 Prozent) und BEV (26 Prozent) liefern sich derzeit also ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei den Gebrauchtwagen-Kaufplanern werden Benziner deutlich (41 Prozent) vor allen Antriebsarten präferiert, mit Abstand folgen Hybride (27 Prozent) und Diesel-Pkw (16 Prozent). Bei BEV stieg die Zustimmung von 4 über 9 auf aktuell 14%. Hierbei spielt das deutlich größere Angebot auf dem BEV-Gebrauchtwagenmarkt im Vergleich zu vor zwei Jahren eine nicht unerhebliche Rolle.
Gebrauchte E-Autos rücken etwas mehr in den Fokus
Befragt man alle Kaufplaner, wie sie zu gebrauchten Elektroautos stehen, so bleibt das Bild auch im Drei-Jahres-Trend klar. Die Mehrheit der Endverbraucher würde ein BEV nur als Neuwagen kaufen. Die Zustimmung zu einem BEV-Jahreswagen ist allerdings in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen – von 30 auf 40 bis aktuell auf 44 Prozent. Die Vorstellung, sich ein gebrauchtes BEV anzuschaffen, das älter als zwölf Monate ist, kommt nur für zwölf Prozent infrage. Aber auch das ist eine Steigerung zu den Vorjahren (2021: sieben Prozent; 2022: zehn Prozent). Interessant ist die Veränderung bei denjenigen, die ein gebrauchtes BEV klar ablehnen: Von 69 über 67 auf 61 Prozent ist diese Gruppe geschrumpft, während das Interesse an gebrauchten BEV besonders bei den Jahreswagen zugelegt hat.
Benzin-Kaufplaner sehen BEV weiter kritisch
Wer aktuell den Kauf eines BEV plant, hat komplett andere Ansichten als die Kaufplaner von Benzinern. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den Zustimmungswerten zur Umweltfreundlichkeit von BEV bei ihrer Nutzung (84 Prozent vs. 40 Prozent), der Meinung, BEV seien die Antriebstechnologie der Zukunft (69 Prozent vs. 30 Prozent) oder auch, dass ein BEV ein perfektes Alltagsauto darstelle (64 Prozent vs. 23 Prozent). Ein ebenfalls großer Unterschied liegt in der Zustimmung oder Ablehnung der Aussage „Technologie noch nicht ausgereift. Warte weitere Entwicklungen ab“. 66 Prozent der Benzin-Kaufplaner stimmen dieser Aussage zu, bei den BEV-Kaufplanern immerhin auch 40 Prozent. Diese wiederum sehen in der staatlichen Förderung einen höheren Kaufanreiz (75 Prozent) als die Benzin-Kaufplaner (30 Prozent).
Nutzung eines BEV als Erst- oder Zweitwagen für viele noch unklar
Befragt man diejenigen, die den Kauf eines Benziners planen, wie sie die Nutzung eines E-Autos sehen, so ist ein BEV für beinahe die Hälfte (49 Prozent) ein Zweitwagen. 27 Prozent würden ihn als Hauptwagen einsetzen, und beinahe ebenso viele (24 Prozent) sind sich unschlüssig. Ganz anders das Bild bei den BEV-Kaufplanern: Nur 19 Prozent würden diesen als Zweitwagen einsetzen, wohingegen die überwiegende Mehrheit (79 Prozent) in einem BEV das Hauptfahrzeug sieht. Wenn es um die gewünschte Reichweite eines BEV geht, so käme diese Zielgruppe mit 366 km Reichweite aus. Wer dagegen den Kauf eines Benziners plant, der erwartet bei einem BEV eine Reichweite von durchschnittlich 448 km, damit dieser Pkw die mobilen Bedürfnisse abdeckt und für ihn attraktiv ist.
Gebrauchtwagen bleiben teuer, aber leichter Rückgang erkennbar
Der Höhenflug der Gebrauchtwagenpreise ist offenbar vorbei, denn die Verkaufspreise der drei Jahre alten Gebrauchtwagen sind ein weiteres Mal gesunken. Benziner werden zu 69,2 Prozent, Diesel zu 67,8 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises verkauft. Vergleichbare gebrauchte BEV bleiben mit 61,5% deutlich auf Abstand. Die BEV-Gebrauchtwagenpreise werden allerdings durch den sogenannten Tesla-Effekt noch stärker unter Druck geraten. Durch die massiven Preissenkungen bei neuen Tesla-Modellen werden gebrauchte Tesla nicht mehr zu den derzeitigen Angebotspreisen verkauft werden können. Das wird sich auch auf Gebrauchtwagen anderer Hersteller auswirken, die mit Tesla im Wettbewerb stehen.
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(633-00/Daniel Rösch)