Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) – kurz: Handwerk BW – hat im Juni 2025 ein umfassendes Positionspapier zur Landtagswahl 2026 veröffentlicht. Unter dem Motto „Mit dem Handwerk gewinnt man Wahlen“ formuliert der Verband 26 konkrete Forderungen, die die zukünftige Landesregierung in den Fokus nehmen soll. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für die rund 140.000 Handwerksbetriebe im Land zu verbessern – und damit auch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität Baden-Württembergs zu sichern.
Bürokratieabbau: Weniger Papier, mehr Praxis
Die ersten Forderungen drehen sich um den massiven Bürokratieaufwand, der viele Betriebe lähmt. Der BWHT fordert eine radikale Entschlackung von Vorschriften, digitale Verwaltungsprozesse auf einem zentralen Portal und ein „Belastungsmoratorium“ – also ein Jahr ohne neue Regelungen. Auch die frühzeitige Einbindung des Handwerks in Gesetzgebungsverfahren und der Verzicht auf überzogene EU-Umsetzungen („Gold-Plating“) stehen auf der Agenda.
Fairer Wettbewerb: Keine Konkurrenz durch Kommunen
Ein zentrales Anliegen ist der Schutz des fairen Wettbewerbs. Kommunale Unternehmen sollen nicht in Konkurrenz zu privaten Handwerksbetrieben treten – etwa beim Bau oder der Energiewende. Zudem fordert der BWHT Maßnahmen gegen Schwarzarbeit und eine bessere Integration des Handwerks in die Stadtentwicklung, etwa durch handwerksgerechte Gewerbeflächen in Innenstädten.
Fachkräfte sichern: Bildung, Zuwanderung, Integration
Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen. Der BWHT fordert eine bessere Berufsorientierung an Schulen, mehr Mittel für Berufsbildungsstätten und verpflichtende Praxiserfahrung für Lehrkräfte. Auch die Zuwanderung von Fachkräften soll erleichtert und durch staatliche Unterstützung begleitet werden.
Wohnraum schaffen: Für Azubis und Fachkräfte
Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur ein soziales, sondern auch ein wirtschaftliches Thema. Der Verband fordert mehr Mittel für sozialen Wohnungsbau, eine Senkung der Grunderwerbsteuer und spezielle Wohnangebote für Auszubildende – auch für tage- oder wochenweise Nutzung während der Berufsschule.
Infrastruktur stärken: Digital, mobil, modern
Ein leistungsfähiges Handwerk braucht funktionierende Infrastruktur. Der BWHT fordert Investitionen in Stromnetze, Straßen, Glasfaser und Mobilfunk. Auch das Parken in Innenstädten muss handwerksfreundlicher werden – mit Lade- und Servicezonen sowie digitalen Parkberechtigungen.
Digitalisierung & Innovation: Förderung ausbauen
Die Digitalisierungsprämie soll erhalten und ausgebaut werden – auch für laufende Lizenzkosten. Zudem fordert der Verband eine stärkere Förderung von Künstlicher Intelligenz im Handwerk und eine konsequente Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.
Unternehmertum fördern: Gründung und Nachfolge
Gründer und Nachfolger sollen gezielt unterstützt werden – etwa durch eine verlängerte Frist für die Meistergründungsprämie, günstige Kredite und eine stärkere Förderung der Nachfolgeberatung. Das Programm „Horizont Handwerk“ soll dauerhaft im Koalitionsvertrag verankert werden.
Wertschätzung und Gleichstellung
Abschließend fordert der BWHT mehr gesellschaftliche Anerkennung für das Handwerk. Dazu gehören eine höhere Meisterprämie, eine Ehrenamtskarte ohne Hürden und eine klare Fokussierung der Mittelstandspolitik auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Das Positionspapier kann auf www.kfz-bw.de/monatsdienst heruntergeladen werden.