Unsere Branche hat einen ihrer wichtigsten Wegbereiter verloren: Dr. Harry Brambach, Ehrenpräsident unseres Verbandes, ist am 16. Juni im Alter von 80 Jahren überraschend verstorben. Mit ihm geht eine herausragende Persönlichkeit, die das Kraftfahrzeug- und Tankstellengewerbe in Baden-Württemberg über Jahrzehnte hinweg maßgeblich geprägt und modernisiert hat.
Ein Reformer mit Weitblick
Als Präsident unseres Verbandes von 2008 bis 2018 führte Dr. Brambach die Organisation mit einer bemerkenswerten Kombination aus strategischem Weitblick, fachlichem Sachverstand und menschlicher Wärme. Unter seiner Ägide wagte Baden-Württemberg als erster großer Kfz-Verband einen wichtigen Schritt: die Gründung der Tarifgemeinschaft im Jahr 2008. Diese Reform schuf ein bundesweit beachtetes Modell, das allen Betrieben – ob tarifgebunden oder nicht – eine Heimat in den Innungen sicherte.
Bereits seit 1991 hatte sich Dr. Brambach als Schlüsselfigur in den Tarifverhandlungen etabliert, zunächst als stellvertretender Leiter, ab 1996 als Vorsitzender und Tarifverhandlungsführer der Tarifkommission des Kfz-Gewerbes in Baden-Württemberg. Viele Pilotabschlüsse für das Kfz-Gewerbe tragen seine Handschrift.
Modernisierung der Verbandsstrukturen
Dr. Brambach modernisierte unseren Verband grundlegend und machte ihn zu einem schlagkräftigen Dienstleister für die Mitglieder. Die große Satzungsreform von 2014 verschlankte die verbandlichen Gremien und Prozesse erheblich und gestaltete sie effizienter. Auch die Stärkung der politischen Arbeit und der Pressearbeit gehen auf seine Initiative zurück – Reformen, die bis heute ihre Wirkung entfalten.
Bemerkenswert ist, dass er diese Erfolge trotz herausfordernder Rahmenbedingungen erzielte: Die globale Finanzkrise 2008, der Dieselgate-Skandal ab 2015, die Diskussion um Dieselfahrverbote in den Städten und die beginnende Transformation der Automobilwirtschaft stellten die Branche vor erhebliche Herausforderungen. Dr. Brambach meisterte diese schwierigen Zeiten mit der ihm eigenen ruhigen Besonnenheit und seinem strategischen Geschick.
Breites berufliches und ehrenamtliches Engagement
Seine umfassende Finanzexpertise als promovierter Betriebswirt und Steuerberater brachte Dr. Brambach aus einer beeindruckenden beruflichen Laufbahn mit. Als langjähriger Finanzvorstand der Schwabengarage AG, der SG Holding AG und der Emil Frey Gruppe Deutschland trug er entscheidend zum Erfolg einer der führenden europäischen Autohandelsgruppen bei. Anschließend leitete er mehrere Jahre als Geschäftsführer ein mittelständisches Autohaus in Heidelberg.
Diese Expertise kam auch den Dachverbänden zugute: Als Vorstandsmitglied und Schatzmeister wirkte er im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und im Zentralverband des Kfz-Handwerks (ZVK). Darüber hinaus übernahm er führende Funktionen in den Aufsichtsräten der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg, der Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe und der Garanta Versicherungs-AG sowie im Präsidium des Verwaltungsrats der Deutschen Automobil Treuhand (DAT).
Sein Engagement reichte weit über das Kraftfahrzeuggewerbe hinaus: Als Vizepräsident von Handwerk BW (BWHT) und Vorsitzender des Unternehmerverbandes Handwerk Baden-Württemberg (UVH) setzte er sich für das gesamte Handwerk ein. Als Vizepräsident der Landesvereinigung baden-württembergischer Arbeitgeberverbände (heute Unternehmer Baden-Württemberg) vertrat er die Interessen der Gesamtwirtschaft auf Landesebene. Außerdem war er mehrere Jahre Mitglied im Lenkungskreis des Strategiedialogs Automobilwirtschaft.
Auch abseits der Wirtschaft engagierte sich Dr. Brambach vielfältig: Als Präsident des Tennisclubs TEC Waldau führte er das Damenteam zur Deutschen Meisterschaft in der Tennis-Bundesliga. In den 1970er Jahren war er zudem auf Kreisebene in der CDU politisch aktiv.
Auszeichnungen und Anerkennung
Für sein herausragendes Wirken erhielt Dr. Brambach 2015 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg und 2020 das Bundesverdienstkreuz – verdiente Auszeichnungen für einen Mann, der stets das Gemeinwohl vor persönliche Interessen stellte.
Ein Mensch, der verbindet
Was Dr. Harry Brambach besonders auszeichnete, war seine Fähigkeit, Menschen zu verbinden und für gemeinsame Ziele zu begeistern. Mit seiner ruhigen, freundlichen und zugewandten Art verstand er es, auch unterschiedliche Standpunkte zu einer tragfähigen Lösung zusammenzuführen. Er hörte zu, nahm andere ernst und schaffte Vertrauen – Eigenschaften, die ihm auch den respektvollen Titel „ein Schaffer im allerbesten schwäbischen Sinne“ einbrachten.
Zum Ende seiner Präsidentschaft wurde er treffend charakterisiert: „Das ist kein Lauter, sondern ein Dynamischer.“ Diese Beschreibung fasst seine Art der Führung perfekt zusammen – nicht durch große Worte, sondern durch tatkräftiges Handeln und nachhaltige Reformen.
Ein bleibendes Vermächtnis
Dr. Harry Brambach hat unseren Verband durch bewegte Zeiten geführt und zukunftsfest gemacht. Sein Vermächtnis lebt in den Strukturen fort, die er geschaffen hat, und in der Kultur des respektvollen Miteinanders, die er geprägt hat. Für die Geschäftsführer und Entscheidungsträger in Tankstellen, Autohäusern und Kfz-Werkstätten in Baden-Württemberg war er ein verlässlicher Partner und Interessenvertreter, der stets die praktischen Bedürfnisse der Betriebe im Blick behielt.
Die Trauerfeier findet im Familien- und Freundeskreis statt. Das Kfz-Gewerbe in Baden-Württemberg wird Dr. Harry Brambach als Vorbild und Wegbereiter in dankbarer Erinnerung behalten. Sein Wirken für die Branche bleibt unvergessen.
Kondolenzbekundungen können an seine Ehefrau Erika Brambach, Oberwiesenstraße 29, 70619 Stuttgart, gerichtet werden. Statt Blumen wird im Sinne des Verstorbenen um eine Spende an den Förderkreis Krebskranke Kinder e.V. Stuttgart, IBAN DE78 6009 0800 0000 0777 76, Verwendungszweck: Dr. Harry Brambach, gebeten.