Das neue Normal des (E-)Automarktes?
Das erste Halbjahr 2025 hat auf den ersten Blick mit einer sehr gemischten Zwischenbilanz abgeschlossen. Der Gebrauchtwagenmarkt kam auf 3,3 Mio. Einheiten und lag quasi exakt auf Vorjahresniveau (+0,3 Prozent). Der Neuwagenmarkt erreichte nur 1,4 Mio. Einheiten und ging somit gegenüber dem ersten Halb-jahr 2024 um 4,7 Prozent zurück. Allein im Juni 2025 waren im Vergleich zum Juni 2024 alle Neuzulassungen im dicken zweistelligen Minus: Zweiräder -19,8 Prozent, Pkw -13,8 Prozent, Busse -25,8 Prozent, Lkw -33,3 Prozent, Zugmaschinen insgesamt -22,5 Prozent, sonstige Kraftfahrzeuge -24,0 Prozent, gewerbliche Pkw-Zulassungen -15,5 Prozent, private Pkw-Zulassungen -10,2 Prozent. Das ist alles andere als gut.
Aber: Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Trotz aller Widrigkeiten scheint sich der Markt in eine Richtung zu entwickeln, die man als das neue Normal bezeichnen könnte. Hierbei spielt die Elektromobilität eine wichtige Rolle, denn sie kommt. Langsam, aber sie kommt, und sie kommt stetig. Und das mittlerweile auch bei den privaten Neuzulassungen.
Die Analyse der Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für dieses DAT Barometer bringt in diesem Kontext einige Wahrheiten ans Licht, die für dieses neue Normal sprechen: Bei gewerblichen und privaten BEV-Neu-zulassungen ist das übliche Verhältnis von zwei Dritteln zu einem Drittel nun fest verankert. Die privaten BEV-Neuzulassungen haben zudem leicht aufgeholt und liegen nur noch knapp unter den BEV-Besitzumschrei-bungen.
Alles in allem zeigt der E-Auto-Markt bei nüchterner Betrachtung eine Entwicklung, die sich den Realitäten angepasst hat. Abschließend sei noch erwähnt: Bei den Verbrenner-Antrieben lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen und die Mildhybride korrekt zu den Verbrennern zu rechnen. Dann sieht der Markt nicht nur normaler, sondern auch ein Stückchen ehrlicher aus.
Realistische Betrachtung des Verbrennermarktes
Die Neuzulassungsstatistik des KBA enthält seit über drei Jahren eine detailliertere Betrachtung der alternativen Antriebe, darunter speziell der Mildhybrid-Antriebe. Aufgrund deren technischer Beschaffenheit (48-Volt-Startergenerator) wurden sie offiziell zu den elektrifizierten und damit alternativen Antrieben gerechnet. Dadurch sank der Dieselanteil auf zuletzt 15, der Benzinanteil auf 28, und die alternativen bzw. sonstigen Antriebsarten stiegen auf 57 Prozent.
Addiert man jedoch korrekterweise die Diesel-Mildhybride zu den Diesel-Pkw und die Benzin-Mildhybride zu den Benzinern, erhält man eine realistischere Sicht auf den Markt. Benzin bleibt im ersten Halbjahr 2025 mit 46 Prozent an der Spitze, gefolgt vom Diesel mit 21 Prozent. Von den 33 Prozent der sonstigen Antriebsarten machen die BEV 18 Prozent aus, PHEV liegen bei 10 Prozent.
Steigender Trend bei BEV- und PHEV-Zulassungen
Die Anzahl der neu zugelassenen, rein batterieelektrischen Pkw und der Plug-In-Hybride steigt langsam, aber stetig.
Während in den Jahren 2022 und 2023 nicht zuletzt wegen der auslaufenden staatlichen Förderprämien eine Berg- und Talfahrt bei den BEV zu beobachten war, hat sich der Markt normalisiert. Eine leicht steigende Nachfrage ist spürbar, aber auch die taktischen Zulassungen (z. B. Zulassungen auf Hersteller, Handel etc.) beider Antriebsarten zeigen ein stetig steigendes Niveau. Interessanterweise bleiben die PHEVs aufgrund ihrer steuerlichen Vorteile ein vor allen für den gewerblichen Markt wichtiger Volumenbringer. Grundsätzlich werden im Schnitt pro Monat knapp doppelt so viele BEV wie PHEV neu zugelassen.
Verhältnis von privaten und gewerblichen BEV-Neuzulassungen normalisiert sich – Privatpersonen bleiben zögerlich bei der Anschaffung von rein batterieelektrischen Pkw
Die monatlichen Neuzulassungen dieser Käufergruppe zeigt eine mittlerweile zwar leicht ansteigende Nachfrage (seit Jahresbeginn im Monatsmittel etwa 14.000 Einheiten), aber im Vergleich zu den gewerblichen mit deutlich über 20.000 Einheiten monatlich bleiben die privaten Zulassungen deutlich dahinter. Sie haben sich auf ein Verhältnis von etwa einem Drittel (privat) zu zwei Dritteln (gewerblich) eingependelt. Zur Erinnerung: 2022 und Ende 2023 gab es Monate, da lagen die privaten BEV-Neuzulassungen vor allem wegen der Prämien bei fast 60 Prozent. Seit 2024 fielen diese auf aktuell durchschnittlich 33 Prozent.
Private BEV-Neuzulassungen holen auf
2025 ist das Jahr, in dem die privaten BEV-Neuzulassungen eine sehr außergewöhnliche Entwicklung zeigen. Nach deren massivem Einbruch im Juli 2024 bewegten sich diese nur auf einem niedrigen Niveau und wurden Monat für Monat deutlich von den BEV-Besitzumschreibungen überflügelt. Der Weg zum E-Auto lief für den privaten Endverbraucher somit vor allem über den Gebrauchtwagen- und nicht über den Neuwagenmarkt. Nun hat nach sieben sehr mageren Monaten die private Nachfrage nach BEV angezogen und liegt mit zuletzt 17.303 Einheiten nur noch knapp 600 Einheiten unter den Besitzumschreibungen. In Summe registrierte das KBA im ersten Halbjahr knapp 82.300 privat neu zugelassene BEV und etwas über 103.000 BEV-Besitzumschreibungen.
Weiterhin hohe Restwerte bei Verbrennern, Abstand zu BEV bleibt deutlich
Obwohl der Gebrauchtwagenmarkt bei BEV an Attraktivität gewinnt, bleiben die Werte von dreijährigen gebrauchten BEV deutlich unter den Werten vergleichbarer Verbrenner. Trotz ihres ehemals höheren Listen-neupreises als etwa bei den Benzinern liegen drei Jahre alte BEV aktuell bei nur 50 Prozent ihres ehemaligen Neupreises.
Benziner erzielen auf dem Gebrauchtwagenmarkt derzeit noch knapp 64, Diesel 62 Prozent. Alle Antriebs-arten sinken derzeit leicht, aber der nach wie vor hohe Wertverlust von batterieelektrischen Gebrauchten bleibt ein zentrales Thema für die gesamte Branche.
Die ausführliche Darstellung der einzelnen Themen findet sich unter DAT Barometer Juli 2025.