Der Energie Informationsdienst (EID) hat die Tankstellenbestandszahlen zur Jahresmitte 2025 veröffentlicht. Erstmals verfügt danach das deutsche Straßentankstellennetz über weniger als 14.000 Stationen. Die Zahl ist innerhalb eines halben Jahres um 71 auf noch 13.947 Stationen geschrumpft. Die Entwicklung gleicht der des Vorjahres, in dem die Netzschrumpfung ebenfalls fast ausschließlich im ersten Halbjahr stattfand. Einschränkend muss man sagen, dass der tatsächliche Rückgang der EID-Bestandszahlen um 20 Stationen geringer ausfällt: Wie wir schon im letzten Jahr mutmaßten, gab es bei der Übertragung der OMV-Tankstellen auf die Zahl der Esso-Stationen einen Zählfehler in dieser Größenordnung.
Ob dieser zahlenmäßige Rückgang, den der EID in Zusammenhang mit einem allgemeinen „Aufräumen im Downstreamsektor“, erst der Anfang einer noch viel stärkeren Netzschrumpfung ist (was der ZTG oft von Medienvertretern gefragt wird), lässt sich derzeit noch nicht sagen. In der gleichen Ausgabe dieser EID-Sonderausgabe wird der Vorstandsvorsitzende der Westfalen AG mit den Worten zitiert: „Im Tankstellengeschäft differenzieren wir klar zwischen dem bestehenden fossilen Geschäftsmodell und der künftigen Ausrichtung. Neue Investitionen in rein fossile Tankstellen tätigen wir, abgesehen von punktuellen Ertüchtigungsmaßnahmen, nicht mehr.“
Vor dem Hintergrund der als „Vision Westfalen 2030“ bezeichneten Strategie seines Unternehmens und seiner persönlichen Überzeugung, dass sich die Elektromobilität im Pkw-Bereich „über kurz oder lang in Deutschland durchsetzen“ werde, eine verständliche Position, die aber andere mittelständische Firmen nicht unbedingt teilen.
Sicher ist, dass mit der weiteren Mindestlohnerhöhung im nächsten Jahr manche, vor allem kleinere, klassische Tankstellen an die Grenze ihrer wirtschaftlichen Existenz gebracht werden. Verbunden mit weiter sinkenden Absätzen, vor allem im Dieselbereich, führt dies auch dazu, dass die sinkenden Bestandszahlen bei den großen Gesellschaften sich eben nicht mehr in Zuwächsen bei den kleineren Marktteilnehmern wiederfinden. Zur genauen Absatzentwicklung können wir leider nichts sagen, denn – ebenfalls wie im letzten Jahr – hat das für die offiziellen Zahlen zuständige BAFA es bis heute nicht geschafft, irgendwelche Absatzzahlen des aktuellen Jahres zu veröffentlichen, da es „derzeit“ die „Qualität der Veröffentlichungen nicht garantieren“ könne.
Doch trotz rückläufiger oder (bei Ottokraftstoff) stagnierender Absätze ist es immer noch das Kraftstoffgeschäft, welches das deutsche Tankstellennetz erhält. Das liegt an dem gestiegenen Margenniveau. Bei allen Einwänden gegen die Zahlen des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie taugen sie doch als Trendbarometer und zeigen für das erste Halbjahr 2025 Rekordwerte an. Sowohl bei Eurosuper wie auch bei Diesel seien die Bruttomargen gegenüber dem schon sehr guten Jahr 2024 nochmals um gut 7 Cent pro Liter gestiegen.
Zu den einzelnen Netzen:
– BP ist unter der Aral-Marke zwar weiter der Marktführer, verzeichnet aber in absoluten Zahlen mit 39 Stationen weniger gegenüber dem Jahresanfang auf noch 2.213 Straßentankstellen den größten Rückgang. An 339 Tankstellen gibt es Ladesäulen. Insgesamt gibt es derzeit 3.614 ultraschnelle Ladepunkte im Netz von Aral Pulse, die sich allerdings nicht nur an Tankstellen, sondern auch an Supermärkten und in eigenen Ladeparks befinden. Den neuen Dieselkraftstoff HVO bietet Aral deutschlandweit an 27 Stationen an, allerdings bisher nur für Lkw. Weitere zehn Standorte sollen bis zum Jahresende hinzukommen.
– Auch die Zahl der Shell-Tankstellen (einschließlich der unter bft-Zeichen betriebenen Rheinland-Kraftstoff-Stationen) ist weiter zurückgegangen: 1.896 Stationen sind neun weniger als zu Jahresbeginn. An 320 der Stationen gibt es Ladesäulen. Insgesamt bietet das Shell Recharge-Netz über 1.600 Ladepunkte.
– Einen nur leichten Rückgang gibt es bei der Zahl der weiterhin als TotalEnergies geflaggten Stationen, deren Eigentümer Couche-Tard Deutschland GmbH & Co. KG heißt: 1.139 sind zwei weniger als zu Anfang dieses Jahres. Wir rechnen in diesem Netz in der nächsten Zeit mit größeren Veränderungen, sowohl was das Betreibermodell bei den großen Stationen angeht als auch bei der Stationsanzahl, denn für viele der kleineren Stationen dürfte das Convinience-Konzept des neuen Eigentümers kaum das passende sein. Gleichzeitig dürften sich nicht alle dieser kleinen Stationen für die Umstellung auf eine Automatentankstelle eignen.
– Unter das Esso-Netz zählt der EID am 01.07.2025 1.078 Tankstellen, netto 20 weniger als zu Jahresbeginn, was sich allein durch den oben genannten früheren Zählfehler erklärt. Die Umflaggung der bisherigen OMV-Stationen ist abgeschlossen. 27 von ihnen firmieren nicht unter dem Esso-Zeichen, sondern unter der Marke TopTank. Bei den EG-Esso-Tankstellen gibt es inzwischen 80 Rewe-Express-Shops. Diese Zahl soll noch deutlich steigen.
– Bei den JET-Tankstellen gab es in der jüngeren Vergangenheit zwar Unruhe aufgrund des jetzt abgeschlossenen Eigentümerwechsels, doch hatte dies keine Auswirkungen auf die Zahl der Stationen. JET betreibt wie zu Jahresbeginn 808 Tankstellen. In die Zahl gehen wie in den Vorjahren auch die zur Firma gehörenden, aber nicht mit dem JET-Logo gekennzeichneten, weißen Stationen ein.
– Bei den übrigen Marken gab es keine nennenswerte zahlenmäßige Veränderung.
Der Bestand der Autobahntankstellen beträgt derzeit zwei weniger als vor einem halben Jahr, da an der A 46 die Autobahntankstellen Sternenberg Nord und Süd wegen langfristiger Bauarbeiten geschlossen sind. Shell und Uniti fehlen deswegen momentan jeweils eine BAT. Ansonsten gab es bei der Verteilung der Einlieferungsrechte keine Veränderung.
Weiter rückläufig ist die Zahl der Autogasstationen, was angesichts fehlender Neuzulassungen von Fahrzeugen mit diesem Antrieb nicht verwundern kann. Am 30.06.2025 zählte der DVFG mit 5.611 Autogastankstellen 70 weniger als zu Jahresbeginn.
Wie viele Erdgastankstellen (incl. Bio-CNG) es in Deutschland insgesamt noch gibt, erfasst der EID seit Dezember 2022 mangels Meldungen der Zukunft Gas GmbH nicht mehr. Betrachtet man die rückläufigen Stationszahlen bei den meisten Gesellschaften, gibt es heute wahrscheinlich nur noch etwa 700. OG Clean Fuels (OrangeGas) betreibt mit 158 die meisten davon.
Bei der Statistik über Tankstellen mit AdBlue-Säulen hatten wir bereits in der Vergangenheit den Verdacht, dass manche Säule doppelt gezählt worden war, da sie sowohl für Pkw wie für Lkw geeignet ist. Offenbar hat es beim EID in dieser Hinsicht jetzt manche Korrektur gegeben, denn den in der Statistik ausgewiesenen Rückgang der Säulen hat es wahrscheinlich gar nicht, aber jedenfalls nicht in diesem Umfang gegeben.
Mit Unsicherheiten belastet ist aus Sicht des ZTG weiterhin die Tabelle der Wasserstoff-Tankstellen. H2 Mobility hatte angekündigt, über 20 H2-Tankstellen wegen mangelnder Nachfrage zu schließen, vor allem die mit der 700 bar-Druckstufe für Pkw. Dieser Trend zeigt sich auch in den Zahlen. Im ersten Halbjahr ist die Zahl der 700 bar-Stationen (Pkw) um sechs auf 70 verringert (nach bereits einem stärkeren Rückgang im Jahr 2024), während die Zahl der 350 bar-Stationen (Schwerverkehr) um 21 auf 51 stieg. Insgesamt gäbe es demnach 121 Wasserstofftankstellen, was zeigt wie viele Doppelzählungen in der Tabelle „Wasserstoff-Tankstellen nach Gesellschaften“ enthalten sind.
Bei den Tabellen zu den Ladepunkten nach Bundesländern sowie zu den Ultraschnellladepunkten zeigt sich erneut, dass die Zahl und die Qualität des Ladenetzes erheblich schneller als der Bestand an Elektrofahrzeugen wachsen. Bei weitem über die meisten Tankstellen mit Ladepunkten verfügen Aral und Shell. Anteilig zur Gesamtzahl der eigenen Tankstellen hat team energie die meisten Ladesäulen: Mehr als 18 Prozent der team-Stationen sind damit ausgestattet.
Neu in diesem EID-Special ist eine Tabelle „HVO-Stationen nach ausgewählten Gesellschaften“. Sie verdeutlicht: Bisher bringen vor allem die mittelständischen Gesellschaften diesen Kraftstoff voran, indem sie ihn eben nicht nur an wenigen Standorten für gewerbliche, sondern verbreitet auch für private Kunden anbieten. Die großen Gesellschaften hingegen konzentrieren sich entweder bisher nur auf wenige Säulen vor allem an Transitstrecken für den Schwerlastverkehr oder sie bieten ihn wie Circle K oder Jet noch gar nicht an. Weitere Details finden Sie in den Tabellen, welche auf www.kfz-bw.de/monatsdienst heruntergeladen werden können.