Ein Blick auf den Automarkt 2023 zeigt, zumindest bezogen auf die KBA-Zahlen, eine leichte Entspannung gegenüber dem Vorjahr. Die Neuzulassungen und Besitzumschreibungen wuchsen kumuliert jeweils um 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Zahlen bedeutet dies 6.030.874 Besitzumschreibungen und 2.844.609 Neuzulassungen. Dennoch ist nach wie vor eine generelle Kaufzurückhaltung zu spüren, die – so die Zahlen des aktuellen DAT-Reports – auch durch die kritische Sicht der Endverbraucher auf das Thema E-Mobilität beeinflusst worden sein könnte. Hinzu kam im vergangenen Jahr das Auslaufen der E-Förderprämien – ab August für gewerbliche und im Dezember auch für private Halter. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt spielen elektrifizierte Pkw noch eine untergeordnete Rolle. Interessant ist allerdings, dass die niedrigen Stückzahlen gebrauchter BEV und PHEV nahezu auf gleichem Niveau verkauft werden. Seit Mitte 2023 werden pro Monat jeweils rund 10.000 Einheiten umgeschrieben. Damit nehmen diese elektrifizierten Pkw rund vier Prozent des Gebrauchtwagenmarktes ein, das Gros kauft allerdings nach wie vor einen Verbrenner.
Die Standtage der Verbrenner im Handel spiegeln die Marktsituation wider. So zeichneten sich im Sommer Unterschiede ab, als Benziner stärker nachgefragt waren und dadurch kürzere Standzeiten aufwiesen. Die Wertentwicklung der Verbrenner bewegt sich nach der Hochphase langsam nach unten. Der Abstand zu den Elektroautos ist aber nach wie vor groß. 2024 wird, ähnlich wie 2023, als ein weiteres Übergangsjahr zwischen Verbrenner- und Batterietechnologie in die Geschichte eingehen.
Gebrauchtwagen bieten bezahlbare Mobilität:
Bei der Betrachtung der monatlichen Entwicklungen der Neuzulassungen und Besitzumschreibungen ist zu Jahresbeginn 2023 die saisonübliche Frühjahrsbelebung im März zu erkennen. Anschließend wurden im Frühling und Sommer insbesondere im Neuwagenmarkt kurz vor Ablauf der E-Auto-Förderung noch verstärkt gewerbliche Zulassungen getätigt. Die von vielen erhoffte Neuwagen-Jahresendrallye entfiel allerdings komplett. Beim Start in den Januar 2024 wird deutlich, dass Neu- und Gebrauchtwagenmarkt über dem entsprechenden Vorjahresmonat lagen. Allerdings bleibt aufgrund der weiterhin sehr hohen Neuwagenpreise nahezu ausschließlich der Gebrauchtwagenmarkt ein Garant für bezahlbare Mobilität vieler Menschen in Deutschland.
Gewerbliche Zulassungen waren 2023 die Treiber für E-Autos:
Betrachtet man die Entwicklung der BEV-Neuzulassungen, wird das zweifache Ende der E-Prämie sichtbar: Kurz vor Ende der gewerblichen Förderung im August 2023 waren von 86.591 Neuzulassungen 75 Prozent (!) gewerblich. In den Folgemonaten des Jahres 2023 blieb dieser Anteil dann deutlich unter 50 Prozent. Im Dezember 2023 wurde die Förderung für privat zugelassene E-Autos beendet, viele der bereits bestellten Pkw konnten zwar noch vor Jahresende zugelassen werden, im Januar 2024 kam dann die erwartete starke Delle: Waren es im Dezember noch über 30.000 private BEV-Neuzulassungen, schlug der Markt bei nicht einmal mehr 7.000 privaten Einheiten hart auf. Die Aufteilung von gewerblich und privat verschob sich dadurch wieder stark (70 Prozent) zu den gewerblichen Zulassungen.
Gebrauchte BEV und PHEV auf niedrigem Niveau:
Der E-Auto-Gebrauchtwagenmarkt bleibt weiterhin – bezogen auf sämtliche Besitzumschreibungen – sehr überschaubar: BEV und PHEV machen nur rund vier Prozent aus. Einerseits ist das Angebot noch gering, da sich viele Fahrzeuge entweder noch in Privatbesitz oder im gewerblichen Leasing befinden. Andererseits ist die Nachfrage nach elektrifizierten Gebrauchtwagen weiterhin gering. Unter privaten Autokäufern liegt die Akzeptanz von gebrauchten BEV laut aktuellem DAT-Report nur bei 8,0 bis 13 Prozent. Wenn es überhaupt ein E-Auto werden soll, so der DAT-Report 2024, dann als Neuwagen. Aufgrund der aktuell starken Nachlässe bei neuen BEV scheinen gebrauchte BEV auch für Kaufinteressenten eher unattraktiv zu sein. Auffällig an den KBA-Zahlen ist: Gebrauchte BEV und PHEV werden in verhältnismäßig geringen, aber nahezu identischen Stückzahlen verkauft.
Diesel-Gebrauchtwagen fließen wieder schneller ab:
Die Standtage der Gebrauchtwagen beim Handel zeigen ein wechselvolles Bild. Während gebrauchte Benziner in den Monaten April bis Oktober 2023 sehr stark nachgefragt waren und sich schnell verkauften, verblieben Diesel-Pkw im gleichen Zeitraum deutlich länger im Bestand der Händler stehen. Erst gegen Jahresende veränderte sich die Situation: Die Standtage der Benziner stiegen ab Oktober kontinuierlich bis auf 93 Tage im Januar 2024 an, während sich Diesel-Pkw mit zuletzt 89 Tagen etwas schneller verkauften. Benziner machen den Großteil aller Besitzumschreibungen aus, daher wirkt sich die vorherrschende Kaufzurückhaltung oft sehr deutlich auf die Standtage von Benzin-Gebrauchtwagen aus.
Fahrzeugwerte von E-Gebrauchtwagen weiter unter Druck:
Zu Beginn des Jahres 2023 lagen drei Jahre alte Benzin- und Dieselgebrauchtwagen bezogen auf ihre Fahrzeugwerte sehr eng beieinander – jeweils knapp unter 70 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises. Dies ist nach wie vor ein hoher Wert, der immer noch weit über dem Vor-Corona-Niveau liegt (damals lagen die Werte eher im mittleren oder unteren 50 Prozent-Bereich). Rein batterieelektrische Gebrauchtwagen werden prozentual zum ehemaligen Listenneupreis deutlich niedriger gehandelt. Hier spielen vor allem die Förderprämien und neuerdings auch die teils sehr starken Nachlässe der Hersteller und Importeure eine entscheidende Rolle. Die Akzeptanz von gebrauchten E-Autos ist weiter sehr verhalten.
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