Wer sich momentan mit dem Autokauf beschäftigt, findet sich in einer herausfordernden Situation wieder: Wird es ein Neuer oder ein Gebrauchter? Ein Verbrenner oder ein E-Auto? Letztere werden nicht mehr staatlich gefördert, sind aber teilweise stark rabattiert. Die Ankündigungen von weiteren Technologieschritten machen die aktuelle Entscheidung aber nicht leichter. Hinzu kommt, dass chinesische Hersteller immer stärkere Präsenz zeigen. Deren Pkw sind zwar noch nicht günstig, aber sie entwickeln sich zu einer ernstzunehmenden Option.
Und der Automobilmarkt generell? Der scheint leicht zuzulegen: In den ersten vier Monaten dieses Jahres gab es mit 2,2 Mio. Besitzumschreibungen zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ähnlich gut war das Ergebnis bei den Neuzulassungen, sie lagen mit rund 938.000 Einheiten acht Prozent über dem Vergleichszeitraum 2023. Nach wie vor vereinen die gewerblichen Zulassungen auf dem Neuwagenmarkt zwei Drittel auf sich. Wohin geht also die Reise? Endverbraucher, die mit einem Neuwagen liebäugeln, ziehen eher einen BEV in Erwägung, der Verbrenner bleibt aber weiterhin im Rennen, vor allem für die Gebrauchtwagen-Kaufplaner. Die Gründe, warum ein Autokauf ansteht, sind sehr unterschiedlich. Auffällig ist: Viele Autokäufe waren letztes Jahr geplant, sollen aber jetzt realisiert werden. Kein Wunder nach der Hochpreisphase der letzten beiden Jahre. Dennoch fehlen nach wie vor bezahlbare, kleine Fahrzeuge auf dem Neuwagenmarkt – immerhin sehen das die meisten aller Kaufplaner so.
Schwierige Entscheidung ob neu oder gebraucht
Bei der Befragung der Pkw-Kaufplaner, d. h. denjenigen Pkw-Haltern, die in den nächsten sechs, zwölf oder 24 Monaten einen Autokauf fest geplant haben, wird deutlich, dass etwas mehr Personen wahrscheinlich einen Neuwagen (46 Prozent) als einen Gebrauchtwagen (39 Prozent) bevorzugen werden. Die Unentschlossenen machen 15 Prozent aus. Im Fünf-Jahres-Trend ist allerdings klar der Gebrauchtwagen in der Gunst der Kaufplaner gestiegen (von 34 auf 39 Prozent), während der Neuwagen von 52 auf 46 Prozent gefallen ist. Rund 80 Prozent aller Befragten werden mit dem geplanten Pkw das Hauptauto im Haushalt ersetzen. Der Rest verteilt sich auf Zusatzkäufe und den Ersatz eines weiteren Pkw im Haushalt.
Anstehende Reparaturen und Wunsch nach alternativer Antriebsart führen zu Autokauf
Die Gründe für einen Pkw-Kauf sind vielfältig. Deutliche Unterschiede sind zu sehen, je nachdem, ob ein Neu- oder Gebrauchtwagenkauf ansteht. 27 Prozent der Neuwageninteressenten möchten auf eine alternative Antriebsart umsteigen, 25 Prozent glauben, momentan noch einen guten Preis für ihr bisheriges Fahrzeug erzielen zu können. Bei den Gebrauchtwageninteressenten sind es vor allem hohe anstehende Reparaturkosten (39 Prozent) die für ein neues Fahrzeug sprechen. An zweiter Stelle steht eine neue Berufs- oder Familiensituation. Bei beiden Kaufplanergruppen war in hohem Maße ein Kauf auch schon im letzten Jahr vorgesehen, der aber verschoben wurde.
Benziner bleiben für GW-Kaufplaner 1. Wahl, BEV legen bei NW-Kaufplanern zu
Die wahrscheinlichste Motorart beim nächsten Autokauf ist ebenfalls sehr stark davon abhängig, ob ein Neu- oder Gebrauchtwagen angeschafft werden soll. Wer einen Neuwagen plant, der würde derzeit eher zu einem BEV (33 Prozent) tendieren, Benziner liegen mit 26 Prozent auf Rang 2, PHEV mit 24 Prozent dicht dahinter. Dagegen ist für 50 Prozent aller Gebrauchtwageninteressenten der Benziner die 1. Wahl, dann folgt mit weitem Abstand der Diesel (18 Prozent).
Dieser konnte, wie der Benziner auch, im letzten Jahr zulegen. BEV sind mit neun Prozent für dieser Käufergruppe kaum relevant, sie haben zudem an Attraktivität gegenüber dem Vorjahr verloren. PHEV mit 13 Prozent liegen leicht darüber, sind aber ebenfalls in der Gunst gefallen.
Schwieriges Entscheidungsumfeld für Autokaufplaner
Chinesische Hersteller, unterschiedliche Antriebsarten und ein Mangel an bezahlbaren Pkw – in diesem Spannungsfeld steht der Autokaufplaner 2024. In diesem Kontext sagen 55 Prozent aller Befragten, dass der Händler als Infoquelle wichtiger geworden ist. Grob gesagt: Menschen sprechen lieber mit Menschen als mit Maschinen. Weiterer wichtiger Punkt: Bezahlbare kleine Neuwagen fehlen 60 Prozent aller Kaufplaner, und die Hälfte aller Befragten finden aktuell die Entscheidung für eine Antriebsart schwierig. Beim Blick auf die chinesischen Hersteller haben 15 Prozent bereits Erfahrung mit solchen Fahrzeugen gesammelt, über 40 Prozent haben sie auf der Straße wahrgenommen. Als Option beim nächsten Autokauf lehnen 59 Prozent diese Pkw ab.
Fahrzeugwerte gehen nach unten
Die Händlerverkaufswerte von dreijährigen Gebrauchtwagen geben weiter nach. Auffällig hierbei ist, dass die Dieselgebrauchtwagen mit 64,6 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises erstmals wieder leicht über den Benzinern (64,5 Prozent) liegen. Seit Ende 2015 war das in Deutschland nicht mehr der Fall und zeigt, dass ein knappes Angebot an Diesel-Pkw bei offenbar gestiegener Nachfrage zu den stabileren Transaktionspreisen führt. Zudem hat die allgemeine Kaufzurückhaltung und dadurch entstandene Standtage von deutlich über 90 Tagen dazu geführt, dass die Händler ihre Fahrzeuge abgepreist haben. Deutlich unter den Verbrennern liegen die dreijährigen BEV mit 50,7 Prozent ihres ehemaligen Neupreises. Durch die weiter hohen Nachlässe bei Neuwagen bleiben die BEV-Gebrauchtwagenpreise unter Druck.
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