Die automobile Wertschöpfung verändert sich weltweit mit immer größerer Dynamik und Intensität. Auch der traditionsreiche baden-württembergische Automobilstandort ist vom Wandel betroffen. Rund 136 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaftete allein die hiesige Fahrzeug- und Fahrzeugteileherstellung im vergangenen Jahr. Doch wie sich die globalen Entwicklungen auf die zukünftigen Wertschöpfungs- und Beschäftigungsstrukturen auswirken können, wird mit wachsender Unsicherheit betrachtet. Die neue Strukturstudie BW 2023 stellt daher die Herausforderungen insbesondere durch Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung dar. Die Studie zeigt aber auch die wirtschaftlichen und technologischen Chancen, die sich am Automobilstandort Baden-Württemberg ergeben. Darüber hinaus bietet sie einen Aktionsplan für Politik und Unternehmen, um die wirtschaftliche Stärke des gesamten baden-württembergischen Automobilclusters zu erhalten.
Ein Aktionsplan für das Automotive-Cluster
Die Strukturstudie BW 2023 zeigt, dass Beschäftigung durch den batterieelektrischen Antriebsstrang in Baden-Württemberg aufgebaut wird. Durch Unterschiede bei der Komplexität der Antriebsstränge und in den Wertschöpfungsketten kann dieser Beschäftigungsaufbau jedoch nicht den Wegfall beim konventionellen Antriebsstrang ausgleichen. Die Studie berechnet bis 2030 einen möglichen Rückgang der Beschäftigung im Automobilcluster Baden-Württemberg um acht bis 14 Prozent. Das entspricht einem Verlust von 37.600 bis 66.000 Arbeitsplätzen im gesamten Cluster. Mit Blick auf den demografischen Wandel und der dadurch geringeren Zahl an zu Verfügung stehenden Fach- und Arbeitskräften können die Beschäftigtenzahlen bis 2030 sozial verträglich abgebaut werden. Stärker fallen die rechnerischen Beschäftigungseffekte der Transformation (über -30 Prozent) durch den vollständigen Wegfall des Verbrennungsmotors bis 2040 aus. Beiden Studienszenarien liegt die Annahme zugrunde, dass der Wertschöpfungsanteil baden-württembergischer Standorte gesichert wird, d.h. dass die im Land ansässigen Firmen ihre bisherigen Marktanteile im Automobilsektor auf Elektrofahrzeuge und Komponenten des automatisierten Fahrens übertragen können und am Standort festhalten. Dies bewertet die Studie jedoch kritisch.
Die detaillierte Betrachtung macht deutlich, dass einzelne Segmente des Automotive-Clusters stärker von der Transformation betroffen sind als andere. Insbesondere Produktionsstandorte für Komponenten und Teile sowie FuE sind in sehr viel stärkerem Maß vom Beschäftigungsrückgang betroffen. Einen leichten Beschäftigungsaufbau berechnet die Studie aufgrund des automatisierten Fahrens. In diesem Bereich können bis zum Jahr 2030 rund 5.200 neue Stellen geschaffen werden. Bis 2040 wird ein weiterer Anstieg auf ca. 7.300 Beschäftigte erwartet.
Die in der Strukturstudie BW 2023 erarbeiteten Zahlen zum Beschäftigungsrückgang und den Hochlauf-Szenarien von Elektromobilität zeigen deutlich, dass Politik und Unternehmen unverzüglich handeln und die Transformation der Automobilindustrie in Baden-Württemberg weiter aktiv gestalten müssen. Wo angesetzt werden kann und sollte, skizziert die Studie in einem dreistufigen Aktionsplan. Ziel ist es, das Automotive-Cluster in Baden-Württemberg als führend in der Elektromobilität und beim automatisierten Fahren zu etablieren.
Die Strukturstudie BW 2023 wurde im Auftrag der Landesagentur e-mobil BW GmbH unter Federführung des Instituts für Fahrzeugkonzepte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. und dem IMU-Institut erstellt. In regelmäßigen Abständen soll die Strukturstudie aufzeigen, wie sich der Markthochlauf der Elektromobilität bis 2030 entwickeln kann, und davon ausgehend, wie sich diese auf Wertschöpfung und Beschäftigung im baden-württembergischen Automobilcluster auswirken. An der Begleitung der Studie sind im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg (SDA) auch die Ministerien des Landes beteiligt, wie das Staatsministerium, das Wirtschaftsministerium, das Verkehrsministerium, das Innenministerium, das Wissenschaftsministerium und das Umweltministerium.
Um die Rahmenbedingungen für das Gelingen des Transformationsprozesses im baden-württembergischen Leitwirtschaftszweig zu schaffen und dabei gerade auch kleinere und mittlere Unternehmen im Land gezielt zu unterstützen, wurden über den SDA und andere Maßnahmen bereits über eine Milliarde Euro Landesmittel bereitgestellt. Weitere Informationen zu den Aktivitäten des Landes innerhalb des SDA finden Sie auf www.sdabw.de.
Die Studie kann ab sofort entweder in voller Länge oder als Kurzfassung kostenlos heruntergeladen werden.